Gustav Hilse

Der ausgezehrte Greis

Gustav Hilse, auch „der alte Hilse“ genannt, ist ein hochbetagter Weber aus Langenbielau. Er lebt dort gemeinsam mit seiner blinden und fast tauben Frau, seinem Sohn Gottlieb, dessen Ehefrau Luise und seiner Enkeltochter Mielchen. Hilse ist der Cousin des Webermeisters Baumert aus Kaschbach, welcher zugleich auch Gottliebs Pate ist. Baumert ist die einzige Figur, die Gustav Hilse mit Vornamen anspricht (vgl. S. 108 ff.). 

Äußerlich ist der alte Hilse von den Spuren eines harten Lebens gezeichnet: „ein bärtiger, starkknochiger, aber nun von Alter, Arbeit, Krankheit und Strapazen gebeugter und verfallener Mann. Veteran, einarmig. Er ist spitznasig, von fahler Gesichtsfarbe, zittrig, scheinbar nur Haut, Knochen und Sehne und hat die tiefliegenden, charakteristischen, gleichsam wunden Weberaugen.“ (S. 92).

Am Beispiel der Familie Hilse schildert Hauptmann das menschenunwürdige und perspektivlose Leben der schlesischen Weber: Ruinöse Wohnverhältnisse, lumpige Kleider, Mangelernährung, Krankheiten, prekäre Lohn- und Arbeitsbedingungen. Bis zur Selbstaufgabe widmen sich alle Familienmitglieder dem Weberhandwerk. Hilses Frau webt ohne Augenlicht, er selbst mit nur einem Arm. 

Der gottesfürchtige Sünder

Wie keine zweite Figur verkörpert der alte Hilse die tiefe Frömmigkeit der Weber. Sein unerschütterlicher Glaube offenbart sich sogleich im Gebet, das seinen Auftritt einleitet. Darin dankt der ehrfürchtige Hilse dem Herrn für dessen „Gnade und Giete“ (S. 93), die ihn die Nacht unbeschadet überstehen ließen. Dass er dennoch in menschenunwürdigen Umständen lebt, betrachtet der fromme Weber als Prü...

Der Text oben ist nur ein Auszug. Nur Abonnenten haben Zugang zu dem ganzen Textinhalt.

Erhalte Zugang zum vollständigen E-Book.

Als Abonnent von Lektürehilfe.de erhalten Sie Zugang zu allen E-Books.

Erhalte Zugang für nur 5,99 Euro pro Monat

Schon registriert als Abonnent? Bitte einloggen