Sprache
Dialekt
Nicht nur inhaltlich, auch sprachlich vermittelte Hauptmann in seinem Drama ein Abbild der Wirklichkeit. Als gebürtiger Schlesier beherrschte er den ortsansässigen Dialekt, den er in seiner ersten Fassung »De Waber« konsequent anwendete. Auch in der dem Hochdeutschen angenäherten Version ist die schlesische Mundart noch immer deutlich erkennbar.
Die damals neuartige Abbildung der Alltagssprache ist für die Literatur des Naturalismus charakteristisch. Der zum Teil schwer verständliche Dialekt in den »Webern« markiert den radikalen Bruch mit der poetischen und artifiziellen Dichtersprache.
Charakteristisch für die gebirgsschlesische Sprachmelodie sind lang gezogene Vokale („ooch“, „weeß“, „Keenich“), verschluckte Laute („m’r“, „d’r“) sowie eine Verkürzung der Anfangs- und Endsilben („ni“ statt nicht, „wer“ statt werde). Weitere Merkmale sind das anlautende f statt pf („Ferd“ statt Pferd, „Fennig“ statt Pfennig) und das Ersetzen bestimmter Laute, wie z.B. s durch sch („erscht“ statt erst, „andersch(er)“ statt „anders“), ü durch ie oder e („frieh“ statt früh, fer statt für) sowie ei durch ee („keen“ statt kein, „zwee“ statt zwei). Insgesamt sei dem schlesischen Dialekt ein langsames und schleppendes Sprechtempo zu eigen, so äußert sich Hauptmann selbst.
Auch Entlehnungen aus dem Westslawischen und dem Polnischen lassen sich im dialektalen Sprachgebrauch der Figuren finden. Dazu gehören beispielsweise die Ausdrücke „glupsch“[1] (S. 17), „Kantschu“[2] (S. 77), „Kretscham“ (S. 13, 29); „Krien“ (S. 43) oder „Schißkojenne“ (S. 104).
Die Sprache der ‚Nicht-Weber‘
In Hauptmanns Drama wird die schlesische Mundart zum Identitätsmerkmal der Weber. Ihr Dialekt erfüllt eine kollektivstiftende Funktion und grenzt die Textilarbeiter von den Vertretern der Bürgerlichkeit ab. Die Sprache markiert demnach eine soziale Grenze zwischen den Figuren. In den ländlichen Gebieten Schlesi...