Klassisches Drama oder episches Theater
Abweichungen vom aristotelischen Drama
Zum klassischen Drama gehört nach Aristoteles eine geschlossene Form, die sich durch die Einheit von Zeit, Ort und Handlung auszeichnet. Hauptmanns »Weber« jedoch ereignen sich an unterschiedlichen Schauplätzen, die mit jedem Akt wechseln: Dreißigers Geschäftsräume in Peterswaldau (1. Akt), Weberstube in Kaschbach (2. Akt), Wirtshaus in Peterswaldau (3. Akt), Dreißigers Villa in Peterswaldau (4. Akt), Weberstube in Langenbielau (5. Akt). Auch die Dauer der Handlung erstreckt sich über einen längeren Zeitraum als die von Aristoteles geforderten 24 Stunden. Mit einer erzählten Zeit von einigen Tagen bleibt Hauptmanns Drama jedoch verhältnismäßig komprimiert.
Die Handlung betreffend, lassen sich »Die Weber« unter bestimmten Gesichtspunkten durchaus in einen Haupt- und mehrere Nebenstränge unterteilen. Das zentrale Geschehen wäre demnach der Weberaufstand, welcher durch eine aufsteigende Handlung gekennzeichnet ist. Zu den Nebenereignissen wiederum gehört beispielsweise der Zusammenbruch des Weberjungen im 1. Akt oder der Streit zwischen Hilse und Luise im 5. Akt. Nebenhandlungen sind im klassischen Drama unerwünscht.
Des Weiteren zeichnet sich die von Aristoteles geforderte Geschlossenheit dadurch aus, dass die einzelnen Akte unmittelbar aufeinander aufbauen. Jeder Aufzug sollte direkt an das vorherige Geschehen ...