Der Vater

Die Flucht des pommerischen Landwirts

Der Vater des Ich-Erzählers und des verlorenen Bruders ist eine der fünf Hauptpersonen in Hans-Ulrich Treichels Roman Der Verlorene. Zu Beginn der Novelle erwähnt der Berichterstatter, dass sein Vater Arnold wie dessen erster Sohn heiße (S. 7), jedoch wird dieser Vorname in der Erzählung an keiner Stelle verwendet. Durch diese Anonymisierung erhält die Figur des Vaters eine allgemeingültige Bedeutung. 

Zur äußeren Erscheinung des Vaters gibt es mit Ausnahme seiner korpulenten Figur (S. 145) keine Informationen. Er ist vermutlich Anfang bis Mitte vierzig und stammt aus Rakowiec im Kreis Gostynin (S. 69). Der Vater hatte dort vor Handlungsbeginn als Landwirt auf dem Bauernhof seiner Eltern gearbeitet, welchen er später erben sollte (S. 42). Dort lebte er gemeinsam mit der Mutter und seinem ersten Säugling Arnold, der gegen Ende des 2. Weltkriegs geboren wurde (S. 51). 

Als die russische Armee im Januar 1945 in die deutschen Ostgebiete vorrückt und mit der Vertreibung der dort lebenden Einwohner beginnt, flieht der Vater mit seiner kleinen Familie in einem Flüchtlingstreck an einen nicht näher bezeichneten Ort in Ostwestfalen (S. 14, 45). Während der Flucht wird der Vater von einem russischen Soldaten mit dem Gewehr bedroht und kann sich in dieser Situation nicht um seine Familie kümmern. Die Mutter erkennt die Gefahr und, um ihren wehrlosen Sohn in Sicherheit zu bringen, legt sie das Kind wortlos einer fremden Frau in den Arm (S. 15).

Der Vater leidet unter großen Schuldgefühlen, denn aufgrund der eigenen Bedrohung durch einen russischen Soldaten während der Flucht aus dem Osten hatte er keine Möglichkeit, der Mutter beizustehen (S. 15). Er betrauert nicht nur den Verlust seines erstgeborenen Sohnes Arnold, sondern auch das Schreckliche, „was die Russen ihnen […] angetan hatten, […]“ (S. 20). Hierbei handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Vergewaltigung der Mutter (siehe Kapitel Charakterisierung: Die Mutter). 

 

Ohne seinen Erstgeborenen, der seit der Flucht vermisst wird, baut sich der Vater mit seiner Frau in Ostwestfalen eine neue Existenz auf (S. 32, 45). Dort kommt einige Jahre nach Kriegsende der zweite Sohn und gleichzeitige Ich-Erzähler der Geschichte zur Welt (S. 51). Der Vater besitzt eine ältere, verwitwete Schwester mit Namen Hilde, die ihn regelmäßig besucht (S. 27). Über sonstige Familienmitglieder oder Freunde und Bekannte des Vaters ist nichts Konkretes bekannt.

Wirtschaftlicher Aufstieg und Erfolg

Für den Vater besitzen der wirtschaftliche Aufstieg und der Erfolg oberste...

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