Selbstmord
Der Kreis des Selbstmords
Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert und im frühen 20. Jahrhundert werden mehrere Werke veröffentlicht, die die Institution Schule kritisieren. In vielen Fällen enden diese mit dem Selbstmord der Hauptfigur oder es wird zumindest der Selbstmord thematisiert. Die bekanntesten unter diesen sind wohl neben Torbergs Der Schüler Gerber (1930) noch Frank Wedekinds Frühlings Erwachen (1891), Emil Strauß‘ Freund Hein (1902) und Hermann Hesses Unterm Rad (1906).
In der Zeit, in der diese Werke veröffentlicht werden, werden in Deutschland und Österreich eine große Zahl von Schülerselbstmorden verübt. Offensichtlich benötigt das Schulsystem jener Zeit grundlegende Reformen. Durch ihre Werke kritisieren diese Autoren die damaligen schulischen und gesellschaftlichen Verhältnisse sowie die Willkür und Unantastbarkeit der Lehrer. Sie wollen ein Umdenken unter der Bevölkerung auslösen.
Vor Beginn des ersten Kapitels des Romans Der Schüler Gerber steht geschrieben: „Mit der Niederschrift des Buches wurde […] im Winter 1929 begonnen. In einer einzigen Woche dieses Winters, vom 27. Januar bis zum 3. Februar 1929, gelangten durch Zeitungsnotizen zehn Schülerselbstmorde zur Kenntnis des Schreibenden“ (S. 6). Durch diese Notiz wird dem Leser bereits am Anfang verdeutlicht, womit er im Laufe der Lektüre zu rechnen hat: Mit einem (oder mehreren) Schülerselbstmord(en). Die detaillierten Datumsangaben weisen auf die Einordnung des Romans in die Neue Sachlichkeit hin und geben preis, dass hier ein gesellschaftliches Problem besteht, auf das der Au...