Macht und Sadismus
Gott Kupfer
Ausgerechnet in seinem letzten Schuljahr bekommt Kurt Gerber den strengen Mathematikprofessor Artur Kupfer als Klassenvorstand. Der gefürchtete Lehrer wird wegen seiner Strenge von den Schülern „Gott Kupfer“ genannt, eine Tatsache, der sich Kupfer sehr wohl bewusst ist: „Ja, er war Gott Kupfer, und war ein eifervoller Gott, und rächte die Sünden der Schüler bis ins dritte und vierte Semester, das er sie in derselben Klasse zu verbringen zwang ...“ (S. 22). Selbstgefällig und tyrannisch herrscht er über seine Schüler: „Da die Schüler glaubten, war er ihnen Gott“ (S. 22).
In seinen Fächern Mathematik und Geometrie ist Kupfer tatsächlich eine Koryphäe. Es eilt ihm jedoch ein Ruf als despotischer Professor voraus. Als solcher geht er aber nicht plump vor, sondern mit Kalkül und mit Perfidie. Wohl wissend von der Angst, welche die Schüler vor ihm verspüren, und wohl wissend von ihren Schwächen, verhört er sie sadistisch mit Fragen, die sie nicht beantworten können, um seine Macht zu festigen. Listig spielt er die Schüler gegeneinander aus, damit diese sich nicht gegen ihn verbünden.
Gleich am ersten Schultag macht Kupfer den Schülern klar, wer von nun an das Sagen hat. Im Ersten Weltkrieg ist er Hauptmann gewesen: „Hauptmann Kupfer [...] sieht alles, merkt alles, weiß alles“ (S. 17) –eine Klimax und ein Grundsatz, den der autoritäre Professor mehrmals im Roman unter Beweis stellt, z. B. als er Kurt durch einen Trick beim Schwindeln erwischt.
So mächtig Kupfer auch in der Schule ist, so ohnmächtig ist er in seinem Privatleben. Dort ist er kein „Gott unter Schülern“ ...