Historischer Hintergrund
Das Ende des Ersten Weltkriegs bedeutet das Ende der großen Monarchien (Österreich-Ungarn, des Deutschen Reiches, des Russischen Zarenreiches, des Osmanischen Reiches) in Europa. Aus ihren Ruinen entstehen etliche Nationalstaaten, unter anderen die Erste Republik Österreich und die Tschechoslowakei.
Die Erste Republik Österreich (1918-1934)
Nach der Formation der Ersten Republik Österreich kommt es zu zahlreichen inneren Spannungen in dem jungen Staat. Dafür sind mehrere Gründe verantwortlich. Zum einen muss sich ganz Europa von den Schrecken und Verlusten des Ersten Weltkriegs erholen. Schwer traumatisiert und wirtschaftlich ruiniert, fällt es schwer, an eine positive Zukunft zu glauben. Zum anderen ist die Republik eine völlig neue Staatsform für das kleine Alpenland, das einst der Kern einer jahrhundertelang bestehenden gigantischen k. u. k.-Monarchie gewesen ist. Der gesamte bürokratische Apparat muss an die neuen Bedingungen angepasst werden.
Die Gesellschaft zerbricht in mehrere Fraktionen: In die, die den neuen Weg der Demokratie willkommen heißen, jene, die nostalgisch auf die imperialistische Glorie zurückschauen, und diejenigen, welche die auf ein alpines Binnenland reduzierte Nation als nicht überlebensfähig erachten und daher einen Zusammenschluss mit Deutschland befürworten (die sogenannten „Großdeutschen“).
Den Monarchienostalgikern wird durch das Habsburgergesetz (HabsbugerG) vom 3. April 1919 der Wind aus den Segeln genommen. Die Habsburger müssen Österreich verlassen, ihr Vermögen wird in das Staatseigentum überführt. Als Auffangbecken der Monarchisten (oft ehemalige k. u. k.-Offiziere) dient u. a. die Großdeutsche Volkspartei, die 1920 in Salzburg gegründet wird. Sie befürworten die Vereinigung Österreichs mit der Weimarer Republik. Von 1921-27 sind die Großdeutschen als Juniorpartner der Christlichsozialen an der Bundesregierung beteiligt. Danach wechseln viele ihrer Mitglieder zur NSDAP.
Die größten politischen Spannungen der Ersten Republik sind jedoch zwischen den beiden Großparteien zu verzeichnen, der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) und den Christlichsozialen. Beide Parteien unterhalten paramilitärische Schutzverbände: Als sich die den Christlichsozialen nahestehende Heimwehr, die den Austromarxismus bekämpfen will, formiert, gründen die Sozialdemokraten den Republikanischen Schutzbund als Gegengewicht. Es kommt ...