Berthas und Eckberts Verdrängen: Wenn die Vergangenheit, die Zukunft färbt

Strohmian und die Halbschwester

An diesem Herbstabend erzählt Bertha zum ersten Mal in ihrem Leben Eckberts Freund Walther ihre Kindheits- und Jugendgeschichte. Es zeigt sich, dass sie bis heute den Namen des Hundes – den sie in der Hütte festband, bevor sie die Waldeinsamkeit verließ – verdrängt hat, um sich nicht mit ihrem Verrat an der Alten auseinandersetzen zu müssen: „Ich habe mich immer nicht wieder auf den seltsamen Namen des Hundes besinnen können, so oft ich ihn auch damals nannte“ (S. 12).

Der Hund steht symbolisch für die Treue, die kennzeichnend für Berthas Leben in der Waldeinsamkeit und ihr Verhältnis zu der Alten war. Zugleich ist damit die Treue gegenüber dem Paradies der Kindheit, der Einheit zwischen Mensch und Natur, gemeint. Dass Bertha den Hund angebunden zurückließ, verweist auf einen eklatanten Treuebruch. Gleichzeitig spiegelt das gefesselte Tier auch Berthas eigene selbstgewählte ‚Unfreiheit‘ unter der Übermacht des Verstandes wider. Das Vergessen des Hundenamens ist schließlich der pointierte Ausdruck der Verdrängung: Die Schuld des Verrats und der Untreue hat kein Gesicht, keinen Namen mehr und verschwindet somit aus dem Bewusstseinsstrom der Erinnerung.

Berthas Verdrängung des Hundenamens verknüpft die Rahmen- und die Binnenhandlung miteinander: Nachdem Bertha ihren Bericht beendet hat, bedankt sich Walther für die Vertraulichkeit der Erzählung und fügt kurz an, dass er sich gut habe vorstellen können, wie Bertha den kl...

Der Text oben ist nur ein Auszug. Nur Abonnenten haben Zugang zu dem ganzen Textinhalt.

Erhalte Zugang zum vollständigen E-Book.

Als Abonnent von Lektürehilfe.de erhalten Sie Zugang zu allen E-Books.

Erhalte Zugang für nur 5,99 Euro pro Monat

Schon registriert als Abonnent? Bitte einloggen