Volksmärchen und Kunstmärchen
Gemeinsame Züge
Der Begriff „Märchen“ leitet sich etymologisch von dem mittelhochdeutschen Wort maere ab, das so viel wie „Kunde, Bericht, Nachricht“ bedeutet. Märchen berichten folglich in Form einer kürzeren Prosaerzählung von wunderbaren Begebenheiten, die – im Unterschied etwa zur Sage – frei erfunden sind und nicht an tatsächlich Vorgefallenes anknüpfen.
Man unterscheidet zwischen dem Volksmärchen, wie beispielsweise die Volksmärchensammlungen der Brüder Grimm, und dem Kunstmärchen. Zu letzterer Gattung gehören zum Beispiel E.T.A. Hoffmanns (1776-1822) Erzählungen „Der Sandmann“ und „Der goldne Topf“, Hans Christian Andersens (1805-1875) „Die kleine Meerjungfrau“ und „Des Kaisers neue Kleider“ oder Wilhelm Hauffs (1802-1827) „Das kalte Herz“. Während das Volksmärchen mündlich überliefert wird und demnach keine klare Urheberschaft festzustellen ist, wird das Kunstmärchen von einem namentlich bekannten Dichter verfasst.
Gemeinsam ist beiden Märchenformen die thematische Fokussierung auf einen Helden, der eine Aufgabe zu lösen hat. Darüber hinaus weisen beide Gattungen eine Verbindung zum Transzendenten, Irrealen und Fantastischen auf, das beispielsweise durch die Schilderung übernatürlicher Begebenheiten, magischer Requisiten oder auch mystischer Gestalten und Fabelwesen sichtbar wird. Zudem ist für beide Formen eine über sich hinausweisende Zahlen- und Natursymbolik kennzeichnend.