Motive und Symbole
Burg
Abgemildert wird Eckberts Einsamkeit durch die Ehe mit Bertha, die er sehr zu lieben scheint (vgl. S. 3). Das kinderlose Paar schottet sich von der Gesellschaft ab, sodass die Burg nur „selten […] von Gästen besucht“ (S. 3) wird. Es liebt das einsame Leben auf seiner Burg, ist jedoch durch die Kinderlosigkeit belastet (S. 3). Die selbstgewählte Isolation von Eckbert und Bertha deutet jedoch weniger auf ein idyllisches und glückliches Dasein hin als vielmehr auf eine Existenz ohne Höhe- und Tiefpunkte, auf ein Leben, das völlig in der Gewohnheit aufzugehen scheint.
Im Gegensatz zum mittelalterlichen Ritter, der vom Verlangen nach Abenteuer beseelt war, zeigt sich bei Eckbert kein Verlangen, Grenzen zu überschreiten oder in Unbekanntes vorzudringen. Symbolisch veranschaulicht wird dies durch die Ringmauern, die seine Festung umgeben und die auf Eckberts Lebensstil und Gemütszustand in innerer und äußerer Abgeschiedenheit von der Welt verweisen. Die dicken Burgmauern bieten zwar einerseits Schutz vor potenziellen Angriffen, andererseits gleichen sie aber auch Kerkermauern und machen aus der Heimstätte des Ritters ein Gefängnis.
Nicht zuletzt hat das Paar diese Burg den gestohlenen Edelsteinen zu verdanken, die verkauft wurden, nachdem Bertha sie der Alten entwendet hatte. Hinter den dicken Mauern verbirgt sich demnach ein dunkles Geheimnis. Um dieses vor der Außenwelt zu schützen und um nicht mit ihrer Schuld konfrontiert zu werden, zogen sich Bertha und Eckbert in die Abgeschiedenheit zurück. Doch gerade darin besteht ein innerer Widerspruch: Weil sie nichts sehen und hören wollen von der Welt, sind sie gezwungenermaßen auf sich selbst und ihr Innenleben zurückgeworfen. Dieses Paradox spiegelt sich auch im Verhalten Eckberts wider, dem einerseits eine sprichwörtliche „Verschlossenheit“ nachgesagt wird und der andererseits den „Drang“ verspürt, sich ganz mitzuteilen“ (S. 22).
Der Ritter ist seit der Eheschließung mit Bertha „schon immer schwermütig gewesen, weil ihn die seltsame Geschichte seiner Gattin beunruhigte, und er irgendeinen unglücklichen Vorfall, der sich ereignen könnte, befürchtete“ (S. 21). Als sie Walther Berthas Geschichte und Geheimnisse preisgeben, bricht ihr Leben zusammen. Die Vergangenheit holt sie ein. Die Burg leistet keinen Schutz mehr: Bertha wird von ihrem schlechten Gewissen geplagt und stirbt. Eckbert begibt sich in den Wald und ermordet Walther. In der Stadt fühlt er sich von Hugo verraten. Zuletzt flieht er in die Waldeinsamkeit, in der ihm die Alte die ganze Wahrheit offenbart, woraufhin er schließlich stirbt.
Die kleine Burg im Harz mit ihren Ringmauern veranschaulicht ein kinderloses Leben in selbstgewählter Isolation unter Abwehr von sozialen Kontakten. Die räumliche Beengung geht mit einer geistigen und seelischen Enge einher und versinnbildlicht Berthas und Eckberts Geheimnis und ihre Berührungsängste. Doch die Angst vor den anderen entpuppt sich schlussendlich als die Angst vor dem eigenen Selbst.
Waldeinsamkeit
Der Begriff „Waldeinsamkeit“ ist ein Neologismus. Diese Wortneuschöpfung hat Tieck erfunden. Seine Freunde bemängelten den Ausdruck, aber der junge Autor ließ ihn sich nicht ausreden: „Als Tieck sein Märchen im Kreise der Freunde aus den Correcturbogen vorlas, erfuhr das Wort, welches im Mittelpunkte desselben stand, Waldeinsamkeit, eine scharfe Kritik. Wackenroder erklärte es für unerhört und undeutsch, wenigstens müsse es heißen Waldeseinsamkeit. Die Uebrigen stimmten bei. Umsonst suchte Tieck sein Wort, das er unbefangen gebraucht hatte, durch ähnliche Zusammensetzungen zu vertheidigen. Er mußte endlich schweigen, ohne überzeugt zu sein, strich es aber nicht aus, und gewann i...