Faschismus und Nationalsozialismus

Der Begriff Faschismus kennzeichnet als Oberbegriff alle rechtsextremistischen, rassistischen und antisemitischen Bewegungen und Herrschaftsformen, die gezielt die parlamentarischen Demokratien nach dem Ersten Weltkrieg durch ein nationalistisches Regime mit einem stark ausgeprägten Führerkult ersetzen wollen. Mit der Zeit haben sich in den unterschiedlichen Ländern verschiedene Formen vom Faschismus entwickelt. Der Faschismus verbindet den Führerkult mit einer politischen Partei, der Unterdrückung der freien Presse und Meinungsfreiheit sowie der Repression und Gewalt gegen Andersdenkende und Systemkritiker.

Der Erfinder des modernen Faschismus ist der italienische Ministerpräsident Benito Mussolini (zwischen 1922 und 1945). Unter seiner Regierung entwickeln sich im Laufe der 1920er Jahre in Italien der italienische Faschismus und ein autoritäres Regierungssystem unter der Führung eines Führers, des „Duce“.

Die Vorgänge in Italien üben einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des deutschen Nationalsozialismus aus, welcher die Herrschaft der Nazis zwischen 1933 und 1945 in Deutschland bezeichnet. Hitler erklärt während eines Essens am 21.07.1941: „[d]as Braunhemd (der Nazis) wäre vielleicht nicht entstanden ohne das Schwarzhemd (der italienischen Faschisten)“. 

Der deutsche Nationalsozialismus ist somit weitgehend vom italienischen Faschismus organisatorisch und ideologisch inspiriert und kann aufgrund seiner diktatorischen und antidemokratischen Einstellung (ebenso wie auch die Regime von Franco in Spanien und Salazar in Portugal) als faschistisch bezeichnet werden.

Der italienische Faschismus und der deutsche Nationalsozialismus kennzeichnen sich durch einige gemeinsame typische Elemente, die in Anna Seghers Roman Das siebte Kreuz geschildert werden:

Der autoritäre und repressive Nationalstaat

Der Marsch auf Rom am 28. Oktober 1922 bringt Benito Mussolini in das Amt des Ministerpräsidenten. Die faschistische Partei übernimmt bald nach ihrer Gründung unter dem Einsatz von Gewalt und Terror in Italien die Macht im Staat unter der Führung des Duce. Sie vertritt rechtsextreme, rassistische und fremdenfeindliche Gedanken und hat eine aggressive und auf Eroberungen ausgerichtete Außenpolitik zum Ziel. Die Faschisten halten zudem an vielen Traditionen, wie der Monarchie, fest, versuchen, diese in Teilen zu bewahren, und alliieren sich mit dem Vatikan. Zeitgleich zur Führerdiktatur wird eine Einparteienherrschaft errichtet und die Kontrolle über das gesamte öffentliche Leben übernommen. 

In Deutschland übt die NSDAP nach Hitlers Machtergreifung im Jahr 1933 einen immer größeren Einfluss in den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Angelegenheiten aus. Die Nazis errichten einen autoritären Nationalstaat durch den absoluten Führungsanspruch von Adolf Hitler. Jede Kritik daran oder Auflehnung dagegen wird mithilfe von Paramilitarismus und Geheimpolizei im Keim erstickt. 

Hitler übernimmt auch nach Mussolinis Vorbild den „Saluto romano“, einen Gruß, der mit einem ausgestreckten Arm vorgenommen wird. Im Gegensatz zu dem mit gestrecktem Arm geleisteten Gruß der Nazis wird der Faschistengruß mit abgewinkeltem rechtem Arm, die Handfläche nach außen, geleistet.

Größenwahn

Der italienische Faschismus strebt die Hegemonie an. Mussolini formuliert 1925 erstmals die weitreichenden Zielsetzungen einer faschistischen Außenpolitik in der Zukunftsvision eines faschistischen Imperiums. Italien führt seit Ende der 1920er Jahre fast ununterbrochen Krieg und sieht zuletzt in der „Achse Rom – Berlin“ und der Partnerschaft mit Hitler die Gelegenheit, seine imperialen Träume erfüllen zu können. 

Die deutschen Nationalsozialisten hegen ebenfalls große territoriale Ambitionen. Die Eroberung des „Lebensraums im Osten” bildet einen grundlegenden Bestandteil ihrer Ideologie. Im März 1938 erfolgt der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich und dieses Jahr markier...

Der Text oben ist nur ein Auszug. Nur Abonnenten haben Zugang zu dem ganzen Textinhalt.

Erhalte Zugang zum vollständigen E-Book.

Als Abonnent von Lektürehilfe.de erhalten Sie Zugang zu allen E-Books.

Erhalte Zugang für nur 5,99 Euro pro Monat

Schon registriert als Abonnent? Bitte einloggen