Die sprechenden Namen
Hippolyt
Eichendorff verwendet in »Das Schloss Dürande« eine sehr bildhafte Sprache, die auf eine höhere Bedeutungsebene des Gesagten hinweist. Das gilt auch für die Namen der Figuren, hinter denen sich zumeist Hinweise auf Eichendorffs Haltung zur Dichtung verbergen.
Der Name Hippolyt oder Hippolit taucht bereits in einigen Quellen zur Novelle auf, so etwa in Johanna Schopenhauers Roman »Gabriele« (1819/20) oder in Heinrich Zschokkes Drama »Hippolyt und Roswida« (1803). Eichendorff mag unabhängig davon jedoch noch weitere Gründe für die Namensgebung seines Protagonisten gehabt haben.
Der Name Hippolytos stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt so viel wie „der, der die Pferde loslässt“ oder „der mit den gelösten Pferden“. Das Pferd (hippos) verweist möglicherweise auf den Pegasus, den Eichendorff bereits zuvor als Symbol der Dichtung beschrieb. In seinem Gedicht »Hippogryph« (1817) etwa ist von einem „Flügelpferd mit Silberschellen“ die Rede, dessen fröhliches Wirken mit der Arbeit eines Poeten verglichen werden kann.
Auch die Endung lytos kann auf die Dichtung bezogen werden. Es handelt sich dabei um die adjektivische Form des Verbs lösen oder freilassen. Das entfesselte, von seinen Zügeln gelöste Pferd entsprach Eichendorffs Ideal, das darauf ausgerichtet war, die Dichtung von ihren strengen Regeln zu befreien und den natürlichen, spontanen Einfällen ihren Lauf zu lassen. Diese...