Einsamkeit
Alleinsein in Berlin
Nach der letzten enttäuschenden Verabredung mit ihrem Exfreund Hubert äußert Doris ihre große Angst vor der Einsamkeit: „Alles hat mich allein gelassen. Ich hatte kalte Stunden, und mir war wie begraben auf einem Friedhof mit Herbst und Regen.“ (S. 38). Vor ihrer Begegnung mit Hubert hatte Doris in der Garderobe des Theaters den exklusiven Fehmantel einer Unbekannten gestohlen. Sie beschließt danach, in die Metropole Berlin zu flüchten (S. 36-38). Ihre engsten Vertrauenspersonen, wie ihre Mutter und ihre beste Freundin Therese, muss Doris in der rheinischen Heimat zurücklassen. Zudem darf sie auch keinen brieflichen oder telefonischen Kontakt zu ihnen halten, denn aus Furcht vor der Polizei lebt die Protagonistin ohne Papiere bzw. ohne eine behördliche Anmeldung in der Hauptstadt (S. 49).
Demzufolge fühlt sich Doris oft einsam und heimatlos und versucht, ihre Gefühle zu kontrollieren, indem sie gedankliche Briefe an ihre Mutter verfasst: „Ich fühle Entbehrung nach euch (…). In mir ist ein Loch und ein Fehlen von euch, …“ (S. 49). Ihre neue Bekannte Tilli Scherer, bei der Doris in Berlin eine Zeitlang wohnen kann, lenkt die junge Frau zwar zeitweise von ihrer Einsamkeit ab, ersetzt ihr jedoch nicht die Gefühle von Nähe und Vertrautheit, die sie mit Therese und ihrer Mutter erlebte: „Tilli ist gut. Aber sie ist neu, und das Neue kann nicht das Alte ersetzen für mich…“ (S. 49).
Die Protagonistin verspürt ohne Therese und ihre Mutter eine innere Leere und das starke Bedürfnis, sich mitzuteilen: „In mir ist ein Loch und ein Fehlen von euch, und in meinem Hals lagern Worte auf Worte, die ich euch nicht sprechen kann …“ (ebd.). Gleichzeitig hat sie in der Großstadt den Eindruck gewonnen, frei zu sein, und nährt deshalb große Träume: „Ich liebe ja meine Mutter mit einer Sehnsucht und bin doch so froh, dass ich fort bin in Berlin, und es ist eine Freiheit, ich werde ein Glanz.“ (S. 55).
Freundschaft und Affären
In Berlin angekommen, geht Doris mehrere Verhältnisse mit Männern ein, und zwar in der Hoffnung, dem gefürchteten Gefühl der Einsamkeit zu entkommen. Doris´ Freundschaft mit dem blinden Herrn Brenner sorgt eine Weile dafür, dass sie ihre Ängste vergessen kann. Die junge Frau besucht den Kriegsinvaliden dann, wenn dessen Frau nicht zu Hause ist, und führt lange, zum Teil auch tiefgehende...