Die neue Frau

Der neue Typ

Das Deutsche Kaiserreich ist vor dem Ersten Weltkrieg vom traditionellen Bild der Frau geprägt, die sich um den Haushalt und die Kinder kümmert. Der ungeheuerliche vierjährige Konflikt ändert dieses Bild, als die Frauen auf dem Arbeitsmarkt immer präsenter werden, während ihre Männer an der Front sind und nicht immer unverletzt oder lebend zurückkehren. 1918 wird den Frauen in der Verfassung der neuen Weimarer Republik erstmals das Wahlrecht zuerkannt.

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts lehnt in Deutschland eine kleine Bewegung von Akademikerinnen, Schriftstellerinnen, Journalistinnen und/oder Künstlerinnen die konventionellen Auffassungen ihrer Mütter hinsichtlich Ehe und fehlender Berufstätigkeit ab. Stattdessen streben diese Frauen nach Gleichberechtigung und wollten genau wie die Männer einem Beruf nachgehen, um so auch finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen. Auch die Protagonistin Doris plädiert für die Emanzipation der Frau: „Und ich bin (…) auf Frauenbewegung eingestellt,“ (S. 8), setzt sich für die Gleichberechtigung ein und kritisiert ganz offen die restriktiven Regeln, welche die Frauen einschränken.

Romane, Illustrierte und Filme werben für den neuen Frauentyp der Büroangestellten und schildern idealisierend den Alltag der berufstätigen Frau, und zwar oft übertrieben positiv und nachahmenswert. Geschichten über attraktive und fleißige weibliche Angestellte, die sich zufällig den verliebten wohlhabenden Mann fürs Leben angeln, finden damals begeisterte Leserinnen.

Stars, wie Greta Garbo, Marlene Dietrich oder Colleen More, werden zu Vorbildern vieler junger zeitgenössischer Mädchen und Frauen. Dieser Frauentypus wird damals in den USA als Flapper Girl bezeichnet. Das amerikanische Weiblichkeitsmodell zeichnet sich durch seinen offenen und aktiven Charakter aus. Die neue moderne Frau ist schlank, selbstbewusst und modisch. Zigaretten aufgesteckt in einer Spitze, knielange Röcke und Bubikopf werden zu den charakteristischen Modeerscheinungen einer Massenkultur, der die Trendsetterinnen nacheifern.

Doris als Vertreterin des neuen Frauenbilds

Die attraktive Ich-Erzählerin Doris, die erzählt, dass sie Colleen More ähnelt, kann in vielen Aspekten als Vertreterin dieses neuen Frauenbilds charakterisiert werden, das sich während der Weimarer Republik in Deutschland etabliert. Sie plädiert für d...

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