Rezeption und Kritik
Internationaler Erfolg und Plagiatsvorwürfe
Irmgard Keuns Roman wurde nach seinem erstmaligen Erscheinen 1932 überwiegend so positiv aufgenommen, dass Das kunstseidene Mädchen sich schnell zum Bestseller entwickelte. Vor allem das Schreibtalent und der besondere Stil der Autorin, deren Protagonistin Doris sich durch eine ganz individuell erscheinende, freche und witzige Sprache auszeichnet, fanden bei den Kritikern großen Anklang.
Viele Schriftstellerkollegen der Autorin äußerten sich ebenfalls sehr anerkennend über ihren Roman. Beispielsweise lobte Kurt Tucholsky die gestalterische und sich steigernde Kraft des Werks, mit welcher Keun den Alltag ihrer Protagonistin meisterhaft beschreibe. Zudem habe die Autorin mittels Ironie und Satire eine kritische Anklage der zeitgenössischen Gesellschaft formuliert.
Nur wenige Rezensenten kritisierten die angeblich mangelnde Konzentration Irmgard Keuns auf das Wesentliche. Einige konservative Kritiken verurteilten die dargestellte sexuelle Freizügigkeit der Hauptfigur und missbilligten deren materialistischen und konsumorientierten Ansichten.
Andererseits äußerten viele Kritiker/innen auch den Vorwurf, Irmgard Keun habe sich zu sehr an dem Roman Blondinen bevorzugt von Anita Loos orientiert. Auch Robert Neumanns Roman Karriere (1931) könnte Irmgard Keun als Vorlage gedient haben. Die Autorin selbst wies jedoch mögliche Plagiatsvorwürfe entschieden zurück.
Das kunstseidene Mädchenwurde schnell zu einem Bestseller und erreichte auch internationale Anerkennung, denn bis zum Jahr 1934 wurde er in sechs, nach 1965 sogar noch in 10 weitere Sprachen übersetzt. Keuns Erfolg war allerd...