Moderne Kommunikationstechnologie
- Erreichbarkeit (Stimmen)
- Smarte Handys und Anschlussfehler (Stimmen)
- SMS (In Gefahr (1))
- Nothilfe und Stress (In Gefahr (1)
- Die neue kleine Welt (Rosalie geht sterben)
- Soziale Medien, Wikipedia und Cyber-Mobbing (Der Ausweg)
- Akkuprobleme (Osten)
- Postkarte statt E-Mail (Antwort an die Äbtissin)
- Handy und Betrug (Wie ich log und starb)
Erreichbarkeit (Stimmen)
Der Protagonist der ersten Geschichte des Romans „Ruhm“, „Stimmen“, ist ein Computertechniker, der sich durch ein vorsichtiges und kritisches Verhältnis zu Mobiltelefonen auszeichnet. Er hatte sich jahrelang „geweigert“ (S. 7), ein Handy zu kaufen. Als Fachmann denkt Ebling an die Strahlung, welche von Mobiltelefonen ausgesendet wird und der er sich nicht aussetzen will.
Ebling steht damit für die Gruppe skeptischer Menschen in der Gesellschaft, die, als die Mobiltelefone auf den Markt kamen, für lange Zeit daran festhielten, dass diese Geräte unnötig seien, und die lieber ohne diese große Veränderung leben wollten. Er repräsentiert also eine Generation von Menschen, welche geboren und sozialisiert wurden, bevor die Mobiltelefone zur Selbstverständlichkeit wurden.
Ebling lässt sich schließlich doch dazu überreden, sich ein Mobiltelefon anzuschaffen. Es geht ihm auf die Nerven, dass die Leute, mit denen er zu tun hat – seine Frau, seine Kinder und seine Kollegen – sich beschweren, weil er nicht immer erreichbar ist (S. 7). Er gibt also nach, obwohl er eigentlich kein Mobiltelefon haben möchte. Damit wird indirekt gezeigt, dass die ständige Erreichbarkeit deshalb heutzutage eine nahezu unausweichliche Forderung an Menschen geworden ist, weil Handys das Kommunizieren erleichtern können.
Smarte Handys und Anschlussfehler (Stimmen)
Es sei kaum noch akzeptabel für den modernen Menschen heutzutage, sich ohne Mobiltelefon durch die Welt zu bewegen. Eine Art gesellschaftlicher Gruppenzwang motiviert Ebling dazu, ein Handy zu erwerben, obwohl er es eigentlich nur sehr wenig braucht. Ein Kollege fragt ihn sogar spöttisch, wer ihn denn schon anrufen sollte (S. 23).
Anhand der Figur Ebling wird ebenfalls verdeutlicht, wie schnell Menschen sich dann doch von der modernen Technologie begeistern lassen, sobald sie sich auf sie einlassen. Nachdem Ebling sich sein erstes Mobiltelefon gekauft hat, ist er „Wider Willen (…) beeindruckt: „Schlechthin perfekt war es, wohlgeformt, glatt und elegant“ (S. 7). Tatsächlich ist das Design moderner und smarter Handys ein sehr wichtiger Aspekt bei der Vermarktung der Geräte.
Durch einen Fehler seines Mobilfunknetzanbieters bekommt Ebling die Nummer einer fremden Person mit Vornamen Ralf zugeteilt. Er erhält für eine Weile dessen Anrufe und beginnt, sie zu beantworten. Doch meistens weiß Ebling nicht, mit wem er da spricht, denn: „Leider nannte niemand mehr am Telefon den eigenen Namen: Die Nummern wurden angezeigt, und jeder ging davon aus, daß der andere vor dem Abheben schon wußte, wer anrief“ (S. 19).
Durch die moderne Kommunikationstechnologie haben sich also auch die Umgangsformen verändert. Wenn der Anrufer angezeigt wird, können die Angerufenen selbst darüber entscheiden, ob sie mit der Person in dem Moment überhaupt sprechen wollen oder nicht. Natürlich sind sie sich dann auch (fast) sicher, mit der richtigen Person zu sprechen.
Ebling hat offensichtlich eine sehr ähnliche Stimme wie Ralf (S. 18) und es für ihn leicht, sich für Ralf auszugeben und die Anrufe an seiner Stelle zu beantworten. Damit ändert das neue Handy und der technische Fehler des Mobilfunknetzanbieters Eblings Leben radikal. Plötzlich kann er in die Rolle eines anderen hineinschlüpfen.
SMS (In Gefahr (1))
Eine der wichtigen Verbindungen zwischen den einzelnen Geschichten in „Ruhm“ kommt durch eine Möglichkeit der modernen Kommunikationstechnologie zustande: die SMS, welche die sofortige Übertragung von kurzen Botschaften ermöglicht.
Mithilfe einer SMS fordert Leo in der Episode „In Gefahr“ (1) seine Autoren-Kollegin Maria Rubinstein dazu auf, ihn bei einer Reise durch Zentralasien zu vertreten: „Anfrage reise, sehr interessant, kann leider nicht, sag BITTE zu, ich schulde dir was, BITTE, danke! danke! Danke, L.” (S. 43 f.). Maria tritt die Reise tatsächlich an, wie der Leser später in der Geschichte „Osten” erfährt. Dass eine so große Reise durch eine solche Kleinigkeit, wie eine SMS, einfach übertragen werden kann und dass solche nachdrücklichen Bitten unter Mitmenschen mithilfe weniger Buchstaben erledigt werden können, ist eine Neuerung unserer Zeit. In der Episode werden SMS dazu benutzt, um positiv miteinander zu kommunizieren. Eine SMS kann aber leider auch für ganz andere Zwecke, die nicht so schön sind, zum Beispiel Verabredungs-, Date- oder Jobabsagen verwendet werden.
Nothilfe und Stress (In Gefahr (1)
An der Figur der Ärztin Elisabeth, die vor zwei Jahren für Ärzte ohne Grenzen gearbeitet hat, ist ebenfalls der Effekt der modernen Kommunikationstechnologie zu erkennen. Sie befindet sich mit ihrem Freund Leo Richter auf einer Reise durch Mittelamerika, doch die Sorgen, welche ihren Kopf beschäftigen, sind in Afrika verwurzelt und sind mit ihren traumatischen Kriegserlebnissen verbunden. Sie erhält dann schlechte Neuigkeiten aus der Schweiz: Per Mobiltelefonanruf erfährt sie von einem Kollegen, der in Genf sitzt, dass drei ihrer Kollegen in einem afrikanischen Kriegsgebiet entführt worden sind (S. 33).
Elisabeth wird in eine Krise verwickelt, die sich am anderen Ende der Welt abspielt. Sie nimmt per Mobiltelefon Kontakt zu einem somalischen Staatssekretär auf (S. 46), um ihren Kollegen zu helfen. Der Mobiltelefonkontakt verbindet Mittelamerika, die Schweiz und Somalia und eröffnet Elisabeth die Möglichkeit, persönlich zu intervenieren und zu versuchen, eine Krise zu lösen.
Als Leo seine Tournee durch die Kulturinstitute Mitteamerikas wegen Stress abbricht und kurzerhand mit Elisabeth verschwindet, hat er kurz darauf sieben Nachrichten vom Kulturinstitut auf dem Telefon (S. 48). Und Elisabeth hört, als sie gerade mit dem Taxi durch ein Verkehrschaos in einer mittelamerikanischen Stadt fährt, die schlimme Neuigkeit auf dem Anrufbeantworter, es gäbe Gerüchte, dass die Geiseln, ihre Kollegen, frei seien, oder auch, dass sie tot seien (S. 48).
Durch die Funktion des mobilen Anrufbeantworters eines Handys können die Nachrichten, welche Anrufer hinterlassen, jederzeit abgehört werden, sobald der Benutzer sein Telefon öffnet. Dieser Zufluss von neuen Informationen und persönlichen Nachrichten, die jemanden tagsüber via Handys überall in der Welt erreichen können, stellt einen großen Stressfaktor für manche Menschen dar.
Die neue kleine Welt (Rosalie geht sterben)
In der Geschichte „Rosalie geht ste...