Mollwitz

Der frustrierte Junggeselle

Der Blogger Mollwitz mit dem Usernamen „mollwitt“ (S. 134)  spielt die Hauptrolle in der siebten Geschichte „Ein Beitrag zur Debatte“  und eine Nebenrolle in der achten Geschichte „Wie ich log und starb“ des Romans Ruhm.

Der 37-jährige (S. 139) Mollwitz ist Angestellter in einer Telekommunikationsfirma. Er arbeitet in der Abteilung für Nummernverwaltung und Nummernzuweisung (S. 161). Das Büro teilt er sich mit seinem Kollegen Lobenmeier, gegen den er eine starke Abneigung hegt (S. 134).

Er ist sehr klein und übergewichtig (S. 170), aber er selbst bezeichnet sich als „vollschlank“ und „ziemlich sehr groß“ (S. 134). Er befindet sich gesundheitlich in sehr schlechter Verfassung: Schon dann, wenn es darum geht, nur drei Treppenstufen emporzusteigen, wird er atemlos und schwitzt extrem (S. 150). Er hat einen unangenehmen Körpergeruch (S. 170), weil er sich nicht um seine körperliche Hygiene kümmert (S. 171).

Mollwitz ist sehr unselbstständig und lebt noch mit seiner Mutter zusammen (S. 136). Die beiden pflegen ein sehr enges Verhältnis und sie sind voneinander völlig abhängig. Die Mutter wäscht seine Kleidung und kocht für ihn, kauft für ihn ein und bereitet ihm das Frühstück zu (S. 156 f.). Im Gegenzug bezahlt er die Miete (S. 136). Zwischen den beiden gibt es oft Streit.

Die Mutter ist häufig besorgt, dass ihren Sohn eine Frau kennenlernen und sie deswegen verlassen könnte (S 139). Doch er schafft es gar nicht, ein Verhältnis zu einer Frau einzugehen. Er ist unfreiwillig Single. Er versucht, in Online-Kontaktbörsen Frauen kennenzulernen, doch sobald diese sein Foto sehen, sind sie nicht mehr an ihm interessiert (S. 143).

Mollwitz hegt viele Aggressionen anderen Menschen gegenüber. Er wünscht seinem Kollegen Lobenmeier den Tod (S. 134). Er hat den Drang, ihn zu verprügeln, doch er weiß, dass Lobenmeier ihm körperlich überlegen ist. Er äußert außerdem in einem Forenbeitrag im Internet, dass er Menschen, welche Amokläufe durchführen, verstehen kann. Doch er selbst sei „nicht der Typ dafür“, er kenne sich nicht mit Waffen aus und „wüßte auch gar nicht, woher nehmen leider“ (S. 154). Er entwickelt dennoch Fantasien darüber, anderen etwas anzutun. Weil ein paar Leute in seiner Gegenwart tuscheln und grinsen, denkt er: „Wär ich so ein friedlicher Mensch nicht, dann irgendwann echt Pumpgun, Hölle, Kopfschuss und Feuermord“ (S. 157).

Mollwitz schiebt anderen die Schuld an seinem Zustand zu. „Mein ganzes Drecks-Leben, der ständige Streit mit Mama, der üble Boss und das riesen Schwein Lobenmeier“ (S. 147). Der frustrierte Mann ist durch eine typische Opfermentalität gekennzeichnet und arbeitet nicht aktiv daran, etwas an seinem Zustand zu ändern.

Die zweite Identität

Bei der Arbeit schimpft er ständig vor sich hin (S. 171). Sein Job ist für ihn nur ein notwendiges Übel (S. 134). Statt im Büro korrekt zu arbeiten, nutzt er die Zeit dazu, um in Internetforen, wie „Supermovies“, „Abendnachrichten“ oder „literature4you“ (S. 133), exzessiv Beiträge zu schreiben (S.170). Im Forum der „Abendnachrichten“ hat er bereits 12341 Beiträge gepostet (ebd.).

Im Internet baut sich der internetsüchtige Mollwitz eine neue virtuelle Identität auf: Er stellt er sich selbst als selbstbewusst und einflussreich dar: „ich kanns schon jedem geben, wenn nötig“ (S. 138). Er behauptet, dass er, wenn es darauf ankäme, ein schneller Denker sei, „da ist S...

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