Zwischenmenschliche Beziehungen

Zwei außergewöhnliche Persönlichkeiten

Dass beide Wissenschaftler aufgrund ihrer jeweiligen Unzulänglichkeit erhebliche Probleme mit Beziehungen haben, versteht sich von selbst. Zwar vermag es Humboldt, mithilfe seiner weltgewandten Art andere Menschen zu manipulieren; so erschleicht er sich und Bonpland vom spanischen Minister Manuel de Urquijo im Gegenzug für ein frei erfundenes Potenzmittel Reisepapiere nach Südamerika (vgl. S. 53). Diejenigen jedoch, die ihm zu nahe kommen, treibt Humboldt mit seiner pedantischen Art nahezu in den Wahnsinn: Bonpland bekommt im Zuge ihrer gemeinsamen Bergbesteigung nicht grundlos Fiederträume, „in denen er Baron Humboldt erwürge, zerhacke, erschieße, anzünde, vergifte oder unter Steinen begrabe“ (S. 205).

Selbst Humboldts älterer Bruder und er sind in ihren Kindertagen erbitterte Rivalen, wenn es um die jeweilige Ausbildung geht. Humboldts Bruder versucht sogar mehrmals, ihn umzubringen. Humboldt selbst gründet nie eine eigene Familie, doch als alte Männer kommen sich die Geschwister näher, als sie am „Krankenbett seiner Schwägerin“ (S. 331) zum ersten Mal miteinander über ihre Gefühle und Ängste sprechen. Dabei stellt sich der ältere Bruder sogar als der Einzige heraus, der schon immer von Humboldts Vorliebe für „Knaben“ (S. 332) gewusst hat. Obwohl die Beziehung der Brüder auch danach nicht als familiär bezeichnet werden kann, so lässt sich dennoch von einer gewachsenen Freundschaft zwischen den beiden sprechen, die auf gegenseitigem professionellem Respekt beruht.

Gauß ist hingegen von Geburt an selbstbezogen sowie misstrauisch und ungeduldig gegenüber seiner Umgebung: „Warum dachten sie so langsam, s...

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