Rezeption und Kritik

Die Vermessung der Welt steht nach Erscheinen in Deutschland 37 Wochen lang auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Doch auch international gelangt der Roman zu Ruhm: Die New York Times listet ihn am 15. April 2007 auf dem zweiten Platz der weltweit meistverkauften Bücher des Jahres 2006 auf. Während die weltweite Auflage bei sechs Millionen liegt, wird Die Vermessung der Welt allein in Deutschland bis Oktober 2012 insgesamt 2,3 Millionen Mal verkauft. Entsprechend findet Kehlmanns Buch sowohl in der deutsch- als auch in der englischsprachigen Presse große Beachtung.

Die Mehrheit der Rezensionen fällt dabei positiv aus. Der Roman wird vor allen Dingen für seinen Humor sowie für die Fähigkeit gelobt, Klugheit und Unterhaltung miteinander zu verbinden, was der deutschen Gegenwartsliteratur ansonsten eher schwerfalle. Hervorgehoben wird auch die geglückte Verbindung zwischen dem vermeintlich trockenen historischen Stoff und der spannenden Erzählweise eines Abenteuerromans. Von den überschwänglichen Kritiken werden Kehlmann teilweise sogar genialische Züge zugeschrieben, eine Rezension nennt den Roman das ‚Alterswerk eines jungen Schriftstellers‘.

Die englischsprachige Presse schließt sich den lobenden Tönen zum größten Teil an, stößt sich allerdings bereits an den historischen Ungenauigkeiten. Ähnlich lautende Töne sind auch in der deutschen Kritik zu lesen. In literarischer Hinsicht zielt die größte Kritik auf die Ecken- und Kantenlosigkeit des Textes ab: Zu glatt und zu flüssig sei der Erzählton zuweilen, es fehle der Mut zur Widersprüchlichkeit und zur herausfordernden Übertreibung. Daniel Kehlmann löse sich nicht stark genug von seinem Erzähler, wodurch sich der Eindruck entwickele, dass sich der Leser bei all den offenen Fragen, die der Roman biete, nicht des Eindrucks erwehren könne, er müsse den Autor bloß fragen, um auch noch die letzten Antworten zu erhalten.

Genau an dieser Stelle setzt auch die wissenschaftliche Kritik ein. Naheliegend sind freilich die kritischen Stimmen aus dem naturwissenschaftlichen Umfeld, die zwar die Ambitionen des Buches loben, jedoch den theoretischen Tiefgang der jeweiligen Forschungsfelder vermissen: Tatsächlich ist es nicht von der Hand zu weisen, dass Gauß‘ Mathematikforschung und Humboldts empirische Untersuchungen letztlich bloß als Mittel zum Zweck für den philosophisch angehauchten ...

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