Genre und Epoche

Wenn Daniel Kehlmann über Die Vermessung der Welt spricht, distanziert er sich bewusst vom Genre des Historischen Romans, in dem fiktionale oder realweltliche Figuren in einer vergangenen Epoche agieren: Die Idee der indirekten Rede, die sich wörtlichen Aussagen verweigert sowie das Hinzufügen erfundener Anekdoten zu historischen Fakten lassen Kehlmann von einem experimentellen Gegenwartsroman sprechen, der in der Vergangenheit spielt. Der Text versucht sich, mit Kehlmanns Worten, an der erzählerischen Distanz eines seriösen Historikers, der plötzlich verrückt wird, und imitiert auf diese Weise ein Sachbuch, das sich allmählich in einen Roman verwandelt.

Durch diese Vermischung verschiedener literarischer Charakteristika und Stile erweist sich Die Vermessung der Welt eindeutig als ein Werk der Postmoderne. Viele andere Merkmale dieser literarischen Epoche werden im Text offensichtlich: Der Mensch als Spielball der Geschichte, das kritische Hinterfragen von Wissenschaft, die lauernden Gefahren des blindwütigen Fortschritts, der Einfluss des Zufalls als Ersatz für die Macht des Schicksals. Auf diese Art und Weise versucht Kehlmann, gegen die Trennung von traditionellem Erz...

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