Peter Koller

Kindheit und Jugend

Der zurückhaltende Schüler

Der dritte Ich-Erzähler des Romans Landnahme heißt Peter Koller. Peter Kollers Bericht ist die umfangreichste Geschichte aller fünf Personen, die ihre Erinnerungen in Christoph Heins Roman darlegen. Das Kapitel beginnt zeitlich ungefähr Anfang der 1950er Jahre und endet circa Ende der 1960er, Peter ist zu dieser Zeit Ende zwanzig (S. 267).

In seinem Bericht beschreibt Peter zunächst seine Kameradschaft mit dem Protagonisten Bernhard Haber während ihrer Schulzeit in Guldenberg. Dann schildert er seine gescheiterte Liebesbeziehung zu Gitti und schließlich widmet Peter den dritten Teil seiner Erzählung seiner Tätigkeit als Fluchthelfer, die ihm Bernhard vermittelt.

Peter kommt als Kind mit seiner Familie nach Guldenberg. Anders als Bernhard ist er jedoch kein Vertriebener, denn zuvor wohnte er mit seinen Eltern in Leipzig. Während des Krieges wird die Familie dort ausgebombt und muss aus der Stadt fliehen. Zusammen mit anderen Kriegsflüchtlingen werden die Kollers in eine Scheune am Stadtrand von Guldenberg eingewiesen, in der sie die erste Zeit wohnen. Peter hat noch ältere Geschwister, mehr wird über seine Familie jedoch nicht berichtet (S. 162).

Peter ist vermutlich ungefähr so alt wie Bernhard, denn dieser ist in der Schule „eine Klasse tiefer“ (S. 228) als Peter und schon einmal sitzen geblieben. Die äußere Erscheinung des Ich-Erzählers bleibt unbekannt.

Peter ist ein zurückhaltender Schüler, der sich selbst als feige bezeichnet. Er ist sehr darum bemüht, nicht aufzufallen. Daher beteiligt er sich auch nicht an politischen Diskussionen wie einige seiner Schulkameraden. Er hat festgestellt, dass sich am Ende immer die Meinung des Lehrers durchsetzt (S. 189):

Mir jedenfalls konnten die Lehrer den dümmsten Unsinn erzählen, ich habe ihnen nie widersprochen, und ich denke, das tat ich nicht, weil ich etwa feige war. Dieser ganze politische Quatsch interessierte mich einfach nicht und keiner der Lehrer, und schon gar nicht diejenigen, die uns politisch erziehen wollten, war mir so wichtig, dass ich ihm widersprach. (…) Man hatte sich durchzuschummeln und irgendwie über die Runden zu kommen, das war meine Haltung…“ (S. 190). Peter glaubt zunächst, dass auch Bernhard dieser Ansicht ist (ebd.).

Bernhards bewundernder und gutgläubiger Freund

Peter und seine Freunde bestaunen daraufhin jeden Nachmittag die wenigen vorbeifahrenden Autos in Guldenberg. Auch Bernhard Haber hält sich oft auf der Brücke auf und eines Tages lernen sich die Schüler kennen. Daraufhin beginnen sie, sich in ihrer Freizeit häufiger zu treffen (S. 151).

Als im Sommer des Jahres 1953 eine Kartoffelkäferplage die Kleinstadt heimsucht (S. 164), versucht Bernhard, die Arbeiter am Fluss für dumm zu verkaufen, und behauptet, dass die Käfer essbar und sehr nahrhaft seien (S. 167). Peter bewundert Bernhard für seinen Mut, „Hast du gut gemacht“ (S. 168), bleibt bei den Streichen aber immer im Hintergrund.

Am 17. Juni, als die Arbeiter streiken und sich auf dem Guldenberger Marktplatz versammeln, gehen Peter und Bernhard wieder zur Baustelle an den Fluss. Dort entdeckt Bernhard, dass der Bauwagen nicht abgeschlossen ist (S. 170). Er stiftet Peter dazu an, mit ihm in den Wagen hineinzuklettern und dort Werkzeug zu stehlen (S. 171). Obwohl Peter die Sache nicht ganz geheuer ist, steckt er sich ein paar Werkzeuge in die Taschen.

Er versucht anschließend, Bernhard davon abzuhalten, einen Elektromotor mitzunehmen: „Das Ding ist zu schwer. Und wie willst du es ungesehen durch die Stadt schleppen?“ (S. 171); „Nein. Vergiss es. Nimm dir die anderen Sachen und lass uns verschwinden.“ (S. 172). Bernhard hört hingegen nicht auf seinen Freund und schleppt den Motor hinaus, während Peter Angst bekommt: „Und was jetzt? Wo willst du mit dem Ding hin? Am besten, du schmeißt es hier einfach die Böschung runter und wir verschwinden.“ (S. 172). Daraufhin legt Bernhard den Motor zwischen eine Baumwurzel, um ihn dann in der Nacht unbeobachtet nach Hause bringen zu können (S. 173).

Peter versteckt das gestohlene Werkzeug im Schrank seines Zimmers und läuft anschließend zum Marktplatz, denn er hat von seinen Eltern erfahren, dass gestreikt wird und sich dort viele Menschen versammelt haben: „Ist ja toll, ein Streik. Ich hätte nie geglaubt, dass in unserem kleinen Drecksnest mal gestreikt wird.“ (S. 175).

Peter wird jedoch enttäuscht, denn der Streik erweist sich als viel weniger aufregend, als er gehofft hatte: „Auf dem Marktplatz jedoch standen gerade mal dreißig Leute herum, es waren fast alles Männer, keiner rief etwas, und es wurden auch keine Lieder gesungen, es war wirklich langweilig.“ (S. 176).

Dann erscheint auch Bernhard auf dem Platz. Da beide Jungen Angst haben, wegen des geklauten Werkzeugs erwischt zu werden, schlägt Bern...

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