Anti-Entwicklungsroman

Passivität und Stagnation

Bei einem Entwicklungsroman handelt es sich um einen Roman, der die innere und äußere Entwicklung eines Menschen über einen gewissen Zeitabschnitt in chronologischer Folge schildert. Die Ausbildung diverser Anlagen (der Charaktereigenschaften, spezieller Fähigkeiten) des Helden werden dargestellt: Er sammelt Erfahrungen der Freundschaft und Liebe, bewältigt Krisen und gewinnt Kämpfe. Am Ende ist er durch eine gewisse Reife und innere Harmonie gekennzeichnet. Typische Merkmale des Entwicklungsromans sind die subjektive Perspektive und der stark autobiografische Einfluss.

Die Subjektivität und die Ich-Beziehung sowie auch die Suche nach der Identität sind in Faserland vorhanden. Hiermit zeigt der Roman Ähnlichkeiten zu einem Entwicklungsroman. Aber in Krachts Roman scheint der Protagonist durchgehend oberflächig, unengagiert und stagnierend zu sein. Er setzt sich nicht wirklich mit seiner Persönlichkeit auseinander. Er hat fast keine Zeit dazu. Die Handlung von Faserland spielt sich nur innerhalb weniger Tage ab, wobei der rastlose Protagonist nie lange an einem Ort verweilt, sondern immer wieder spontan anderswohin weiterreist. 

Flucht und Dekonstruktion

Der Ich-Erzähler ist auf die Suche nach sich selbst, aber er gerät auf seiner Reise immer wieder in ausschweifende Partys mit Alkohol-, Drogen- und sexuellen Exzessen. Ihm bleiben diese Ereignisse merkwürdig fremd: Er ist eher als passiver und entwicklungsfremder Beobachter denn als aktiver Teilnehmer zu charakterisieren. Krisen kann er nicht bewältigen. Er flüchtet immer dann, wenn eine für ihn schwierige Situation zustande kommt (siehe: Flucht). Bei seiner Reise durch Deuts...

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