Interpretation
Christa Wolf untersucht in ihrem Roman den Ursprung der Gewalt, durch die die Errungenschaften der Zivilisation und Humanität in ihrem Roman zerstört werden. Sie hat Medea mit ihrer Erzählung von dem Vorwurf des Brudermordes freigesprochen und zeichnet nach, welche gesellschaftlichen Mechanismen in Korinth greifen, sodass Medea eben doch als Brudermörderin wahrgenommen wird.
Die Interpretation von „Medea. Stimmen“ behandelt drei große Komplexe.
Das Sündenbock-Syndrom wird anhand der Theorie von René Girard erläutert. Er hat die theoretische Grundlage geschaffen, durch die verständlich wird, wie Menschen in Gesellschaften ausgegrenzt werden. Daher wird kurz das Grundgerüst seiner Theorie referiert. Anschließend wird der theoretische Ansatz Girards im Text nachgewiesen.
Danach wird es darum gehen, den Text im Rahmen einer politischen Auslegung fassbar zu machen, in der Kolchis und Korinth als Statthalter für die DDR und die BRD verstanden werden. Anhand des Textes wird deutlich gemacht, welche Anspielungen Christa Wolf in ihrem Text verarbeitet hat, aber auch die Tatsache, dass sich die Interpretation durch eine solche Lesart nicht hinreichend erschöpft.
Schließlich wird die Geschlechter-Opposition im Roman behandelt und verständlich gemacht, dass wir eine Welt zwischen Matriarchat und Patriarchat präsentiert bekommen und wie und warum das Weibliche in einer von Männern dominierten Welt scheitern muss.