Entstehung

Christa Wolf will nach der Erzählung „Kassandra“ (1983) eigentlich nicht mehr auf antike Stoffe zurückgreifen, allerdings beschäftigt sie sich schon 1990/91 mit dem antiken Medea-Mythos. Dazu findet sich ein erster Tagebucheintrag aus dem Jahr 1991, in dem Wolf sich mit der Frage beschäftigt, warum eine Mutter und besonders eine Priesterin ihre eigenen Kinder tötet, zumal die Frau in der Antike als Lebensspenderin charakterisiert wird.

Die Autorin liest sich in die Forschung über diese Zeit und den Mythos ein und knüpft zufällig Kontakt zur Medea-Expertin Margot Schmidt. Von ihr erhält Wolf das Material, das belegt, dass es vor der bekannten Version des Mythos von Euripides bereits andere Versionen gab, in denen Medea ihre Kinder nicht tötet. In den Jahren 1992/93 erhält die Autorin ein Stipendium des Getty Centers in Santa Monica (USA), wo sie mithilfe von Computerprogrammen des Wissenschaftszentrums Zugang zu ausführlicher Literatur zu Medea erhält und ihre Arbeit intensivieren kann.

Die Autorin konzentriert sich nicht nur auf die Versionen des Euripides, denn sowohl der Bruder- als auch der Kindermord bei Euripides erscheinen ihr als absurd. Vielmehr erkennt sie, dass es sich bei den Morden um eine Uminterpretation früherer Fruchtbarkeitsriten handelt und diese eigentlich mit Ritualmorden gleichzusetzen sind. Inspiriert vom Feminismus, kommt Wolf zu der Erkenntnis, dass der Ursprungsmythos in einer matriarchalischen Gesellschaft verankert ist und durch spätere, männliche Bearbeitungen im Sinne des Patriarchats umgedeutet wurde.

Christa Wolf will den Mythos dahin gehend umformen, dass sich eine junge Kolcherin, die Medea aus enttäuschter Liebe hasst, auf die Spurensuche nach der des Kindesmordes verdächtigen Medea macht. ...

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