Leukon
Der zurückhaltende Astronom
Leukon ist der zweite Astronom am Hof von Kreon. Leukon ist ein ”große[r], schlanke[r], etwas ungelenke[r] Mensch mit [...] ovale[m] Schädel” (S.17). Er arbeitet in einem Turm in der Nähe des Palastes (S.165f.), der sinnbildlich für zweierlei steht: Zum einen repräsentiert er Leukons Überblick über die Geschehnisse und Personen der Stadt, andererseits aber auch seine Distanz gegenüber eben jenem. Sein Name, der soviel wie der Leuchtende oder der Blasse bedeutet, passt gut zu ihm.
Bei Leukon handelt es sich nicht um einen Machtmenschen, damit fügt er sich am Hof Kreons nicht in die Rolle eines Höflings ein und stellt daher eher einen Beobachter als einen Akteur dar. Daher sitzt er bei den Festen Kreons auch am unteren Ende der Tafel, eine Tatsache, die auf seine Unbedeutendheit am Hof aufgrund seines fehlenden Machtbewusstseins hindeutet. Seine niedrige Stellung resultiert aber nicht aus seiner fachlichen Unfähigkeit, denn er erarbeitet sehr genaue astronomische Berechnungen und Voraussagen, mit denen er sogar den Chefastronomen Akamas versorgt, damit dessen ”Stern um so heller strahlen kann” (S.158).
Allerdings will er Akamas, dem ersten Astronomen, nicht in die Quere kommen und seinen Zorn provozieren. Leukons geringe Position am Hof erklärt sich durch seine Vergangenheit. Als Iphinoe verschwand, gehörte Leukon zu der Opposition, die die Wahrheit über Iphinoes Tod kannte und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen wollte. Zur Strafe nimmt Leukon nun lediglich eine rein beobachtende Position ein und muss sich vollständig aus dem politischen Geschehen heraushalten (S.126). Dies kommt ihm aber gelegen, denn jeder politische Akteur muss ...