Aufbau
Chronologie
Christa Wolfs Roman weist keinen durchgängigen Handlungsverlauf auf, sondern besteht aus 11 chronologisch geordneten Monologen. Diese Monologe verteilen sich auf 6 Protagonisten. Medea kommt insgesamt vier Mal zu Wort (Abschnitte 1, 4, 8 und 11), Jason und Leukon sprechen je zwei Mal (Jason in den Abschnitten 2 und 10; Leukon in den Abschnitten 7 und 10). Agameda, Glauke und Akamas kommen je ein Mal zu Wort (jeweils in den Abschnitten 3, 5 und 6).
Die Stimmen sind dramaturgisch geschickt angeordnet und verfolgen die Chronologie der Geschehnisse bis hin zur Katastrophe um Medea. Die einzelnen Stimmen bieten dabei einen differenzierten Blick auf die Handlung und besonders auf die zentrale Figur Medeas, allerdings mit je ihren eigenen subjektiven Färbungen, denn die Monologe entspringen der subjektiven Gedankenwelt eines jeden Protagonisten bzw. einer jeden Stimme. Es existiert kein Erzähler, der die einzelnen Stimmen rahmt und somit zusammenhält. Vielmehr stehen die Stimmen je für sich selbst und unverbunden nebeneinander. Es handelt sich dementsprechend um 11 unabhängige Einzelaussagen (siehe dazu: „Der Erzähler“).
Ein Glied der Kette
Jedem Monolog ist ein Zitat vorangestellt, das quasi das Motto bildet (für die Herkunft der jeweiligen Zitate siehe: „Kapitelzusammenfassung“):
Abschnitt 1 | Seneca: Credo der Medea |
Abschnitt 2 | Platon: Sucht der Männer nach Unsterblichkeit |
Abschnitt 3 | Euripides: Die Frau als Meisterin des Bösen |
Abschnitt 4 | Seneca: Wo Medea ist, sind keine Götter |
Abschnitt 5 | Cato: Die Ungleichheit der Geschlechter |
Abschnitt 6 | Ingeborg Bachmann: Die Vernichtung jeder Existenz |
Abschnitt 7 | René Girard: Der Glaube an die Schicksalhaftigkeit des Unglücks |
Abschnitt 8 | René Girard: Gewalt und Verkleidung |
Abschnitt 9 | Euripides: Glück existiert nur ohne Frauen |
Abschnitt 10 | Dietmar Kamper: Die Erde ist der Spielball des Schicksals |
Abschnitt 11 |