Offenes Ende

Einer der schwerwiegenden Vorwürfe des Stückes richtet sich vor allem dagegen, wie die Fleischfabrikanten ihren Machtanspruch mit vordergründig logischen Argumenten, in Wahrheit jedoch zutiefst menschenverachtenden Ausreden zu zementieren versuchen: „Soll der Bau sich hoch erheben / Muß es Unten und Oben geben. / Darum bleib an seinem Ort / Jeder, wo er hingehört. / [...] / Unten ist der Untere wichtig / Oben ist der Richtige richtig“ (S. 143).

In dieser Hinsicht richtet Die heilige Johanna der Schlachthöfe einen Appell ans Publikum, damit dieses nicht den schwerwiegenden Fehler Johannas wiederholt: Zuerst muss eine Auseinandersetzung mit der vielschichtigen Natur des Menschen vorgenommen werden, bevor gehandelt werden kann. Mit diesem Appell bewegt sich Brechts Stück auf einem schwer zu definierenden Grat zwischen engagiertem Kunstwerk (das durch eindeutige politische Parolen seine Zuschauer zum Handeln im Sinne einer vorgegebenen Ideologie aufruft) und autonomem Kunstwerk (das, für sich genommen, als Kunst bestehen kann, ohne eindeutige Aussagen zu vermitteln).

Das Stück einzig so zu versteh...

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