Klassenkampf und Kapitalismus
Theorie
Laut den kommunistischen Theorien von Karl Marx (denen sich auch Bertolt Brecht als Autor verschrieben hat) bildet der Klassenkampf die Triebfeder der menschlichen Geschichte schlechthin. Dabei begehrt nach Marx‘ Theorie stets eine (wirtschaftlich, politisch oder ideologisch) unterlegene Klasse von Ausgebeuteten (das Proletariat) gegen eine überlegene Klasse von Ausbeutern (die Kapitalisten) auf.
Im Kapitalismus, der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts als vorherrschendes System etabliert hat, als Brecht Die heilige Johanna der Schlachthöfe verfasst, entwickelt sich nach Marx ein solcher Klassenunterschied durch den eingeschränkten Zugang zu und die kontrollierte Nutzung von Produktionskräften und -techniken sowie Geld. Die Produktionsverhältnisse gestalten sich in der Weise, dass eine kleine Klasse von Kapitalisten über die finanziellen Mittel, Techniken und Möglichkeiten der Produktion verfügt, während der weitaus größere Teil der relativ mittellosen Arbeiter seine Energie als eigentliche Produktionskraft aufwenden muss.
Ein Aufbegehren dieser unteren Arbeiterschicht, des Proletariats, hat – so Marx – eine Umwälzung des Systems der Produktionsverhältnisse zur Folge, die zu einer gerechteren Verteilung der Produktionserzeugnisse für alle führt. Einen solchen Umsturz sieht Marx als unvermeidlich an.
Die Interessengruppen
In Die heilige Johanna der Schlachthöfe stehen drei Interessengruppen einander im Klassenkampfszenario gegenüber:
1. Der Weltkapitalismus wird von Pierpont Mauler und den Fleischfabrikanten vertreten und besitzt durch die Briefe mit Insidertipps aus der New Yorker Wall Street Verbindungen zur mit Abstand einflussreichsten Machtbasis.
Die kapitalistischen Industriellen – allen voran Mauler – verursachen von Anfang an die Krise durch ihr Verhalten. Den kapitalistischen Kreislauf aufrechtzuerhalten, liegt fraglos in ihrem Interesse. Wirklich scheitern können sie nicht. Zwar ist der Zusammenbruch des Fleischmarktes, wie er sp...