Verfremdungseffekte im Stück

Autonome Bilder

Sowohl im äußeren Aufbau, der sich dem klassischen aristotelischen Drama widersetzt, als auch an der inneren Struktur von Die heilige Johanna der Schlachthöfe werden auf diese Weise Elemente von Bertolt Brechts Konzept des epischen Theaters sichtbar, die sich durch Brechts gesamtes Bühnenschaffen ziehen.

Bereits der Aufbau des Stückes weist die einzelnen Szenen als autonome Bilder aus, die zwar miteinander zusammenhängen, jedoch oftmals nicht direkt aufeinander aufbauen. Vielmehr verlaufen die Handlungen hier häufig parallel zueinander. Dies wird vor allen Dingen in den mit Kleinbuchstaben gekennzeichneten Teilszenen deutlich, in denen beispielsweise abwechselnd Johannas Bemühungen, Maulers Ränkespiele, das Haus der Schwarzen Strohhüte und das Elend der Arbeiter auf den Schlachthöfen gezeigt werden.

So greifen die äußere und die innere Struktur deutlich ineinander und beeinflussen sich gegenseitig. Denn freilich wirkt sich ein solch fragmentierter szenischer Aufbau auch auf die Wahrnehmung der Handlung durch den Zuschauer aus: Er empfindet sie als offen und kann daher nicht nur das gesamte Stück, sondern auch die einzelnen Szenen als nicht abgeschlossene Fragmente lesen.

Das Stück erzielt dadurch einen erzählerischen Mehrwert, der den einzelnen Szenen über ihre eigene Dauer hinaus Bedeutung verleiht und sie auf diese Weise miteinander interagieren lässt. Das einfachste Beispiel hierfür ist folgendes: Johanna tritt immer wieder in den unterschiedlichsten Szenen auf, verschwindet jedoch auch streckenweise als handelnde Figur. Für den Zuschauer wird also ein Nachdenken darüber evoziert, was mit ihr ...

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