Schiller und Brecht
Literarischer Stoff
Brechts Stück Die heilige Johanna der Schlachthöfe bedient sich eines literarischen Stoffes, der auf die historisch verbriefte Geschichte der heute als Jungfrau von Orléans bekannten und als französische Nationalheldin verehrten Jeanne d’Arc (ca. 1412 – 1431) zurückgeht. Angeblich von göttlichen Visionen geleitet, verhilft sie den Franzosen im 15. Jahrhundert während des Hundertjährigen Kriegs im Kampf gegen England zum Sieg, wird jedoch später verraten und stirbt als christliche Märtyrerin auf dem Scheiterhaufen (Ausführlicheres hierzu im Abschnitt ‚Epoche‘).
Dieser Stoff wird über die Jahrhunderte hinweg immer wieder neu aufgegriffen und findet innerhalb des deutschsprachigen Raums seine wohl bekannteste Bearbeitung in Friedrich Schillers ‚romantischer Tragödie‘ Die Jungfrau von Orleans (1801). Durch die Wahl des Titels und des Namens Johanna Dark für seine Hauptfigur (die in früheren Entwürfen noch den Namen Lillian Holliday trägt) positioniert Brecht sein Stück somit wissentlich vor allem in der Relation zu Schillers Bearbeitung des Jeanne-d’Arc-Stoffes. Er tut dies jedoch auf eine ganz bestimmte Art und Weise und mit klar erkennbaren Absichten.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
In Schillers Bearbeitung scheitert Johanna an ihrer Liebe zum Engländer Lionel. Zwar gibt sie sich ihrer Leidenschaft niemals körperlich hin, doch genügt hier der bloße Gedanke der Liebe zum eigentlichen Feind als Verrat an Johannas göttlichem Auftrag. Auf den ersten Blick scheint Schillers Die Jungfrau von Orleans also nicht viel gemeinsam mit Brechts Die heilige Johanna der Schlachthöfe zu haben. Auch von der realweltlichen historischen Vorlage scheint Brechts Stück zunächst weit entfernt zu sein.
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