Azdak

Der schlagfertige Lebemann

Neben Grusche Vachnadze ist Azdak die Hauptfigur des Stückes. Seine Geschichte bildet einen wesentlichen Teil der Binnenhandlung (siehe Analyse „Aufbau“) und wird in den Szenen 5 und 6 erzählt.

Der Außenseiter Azdak lebt als Dorfschreiber in einer einfachen Hütte auf dem georgischen Land. Bei seinem ersten Auftritt beschreibt Brecht ihn als „zerlumpt und angetrunken“ (S. 77). Um Gesetzestreue macht sich Azdak keine Gedanken. Schon mehrfach ist er beim Wildern erwischt worden, was sein schwieriges Verhältnis zum Ortspolizisten Schauwa erklärt: „Du hast wieder einen Hasen gefangen, Azdak. Du hast mir versprochen, es kommt nicht mehr vor“ (S. 79).

Der blitzgescheite Azdak ist jedoch um keine originelle Ausrede verlegen: „Der Hase ist ein gefährliches und schädliches Tier, das die Pflanzen auffrißt, besonders das so genannte Unkraut, und deshalb ausgerottet werden muss“ (S.79).

Der ahnungslose Gastgeber

Während des Bürgerkriegs nimmt der eigensinnige Azdak einen Flüchtling bei sich auf. Als herzlicher Gastgeber tritt er dabei jedoch nicht auf. Aus einer Lumpenkiste kramt er ein Stück Käse heraus, das er dem Fremden anbietet.

Der ahnungslose Dorfschreiber weiß nicht, dass er den Großfürsten vor sich hat. Dieser ist auf der Flucht vor den Fürsten, die einen Aufstand anzetteln und die Macht im Land übernehmen wollen. Um nicht aufzufallen, hat sich der flüchtende Großfürst als Bettler verkleidet.

Der unkultivierte Azdak pflegt einen rauen Umgangston mit seinem Gast: „Schnaub nicht, du bist kein Gaul. Und es hilft dir nicht bei der Polizei, wenn du läufst wie ein Rotz im April. Steh, sag ich“ (S. 77). Da er die Herkunft seines Gastes nicht kennt, zieht der aufmüpfige Azdak unverhohlen über die Obrigkeit her: „Schmatz nicht wie ein Großfürst oder eine Sau! […] Nur einen hochwohlgeborenen Stinker muß man aushalten, wie Gott ihn geschaffen hat“ (ebd.).

Weil der Fremde jedoch kein Wort herausbringt, wird der schlaue Dorfschreiber misstrauisch. Er lässt sich die Hände des Flüchtigen zeigen und erkennt, dass es sich um einen Menschen von hohem Stand handeln muss. Entsetzt will er den ungebetenen Gast vor die Tür werfen. Als dieser ihm jedoch eine Menge Geld für die Unterkunft bietet, ist der bigotte Azdak jedoch nicht abgeneigt (vgl. S. 78).

Der verkappte Revolutionär

Obwohl sich ihm die Gelegenheit bietet, verzichtet der anarchistische Dorfschreiber darauf, den Flüchtling an die Polizei auszuliefern: „[I]ch könnte diesem Vieh von einem Polizisten nicht einmal eine Wanze ausliefern, es widerstrebt mir. Zitter nicht vor einem Polizisten“ (S. 80).

Schließlich lässt Azdak den Fremden bei sich übernachten. Als er ...

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