Ort
Häufige Ortswechsel
Auffällig am »Kaukasischen Kreidekreis« ist der häufige Wechsel des Schauplatzes, auch und gerade im Laufe eines Aktes. Hierdurch hebt sich das Stück vom klassischen Drama ab, in welchem es keinerlei Ortwechsel gibt und schon gar nicht innerhalb eines Aktes (siehe dazu Abschnitt „Aufbau“).
Im klassischen Drama soll die Geschichte außerdem aus einem Guss sein und keine Unterbrechungen enthalten. Eine vorübergehende Störung des Handlungsablaufs war bei Brecht jedoch durchaus erwünscht. Die nötigen Umbauten ließ er deshalb auch auf offener Bühne ausführen. Um die Zeit zu überbrücken, baute er stets eine musikalische Überleitung ein. In dieser bereitet der Erzähler auf den folgenden Ort und das dortige Geschehen vor (vgl. beispielsweise S. 61, 80).
Insbesondere die beiden Protagonisten Grusche und Azdak zeichnen sich durch Rastlosigkeit aus. Das Küchenmädchen Grusche Vachnadze verlässt ihre Heimat nicht freiwillig. Sie befindet sich auf der Flucht vor den Panzerreitern und zieht durch den Kaukasus. Um ihre Wanderung zu veranschaulichen und einen schnellen Szenenwechsel zu gewährleisten, ließ Brecht die Figur auf einer Drehbühne laufen.
Auch Azdak wechselt häufig die Umgebung, auch wenn er dabei nicht allzu weite Strecken zurücklegt. Als „Armeleuterichter“ (S. 96) wendet er unkonventionelle Methoden an und verlegt die Verhandlungen an außergewöhnliche Orte.
Der Streit um die Heimat
In der Rahmengeschichte treffen sich die Kolchosbauern in einem „zerschossenen kaukasischen Dorf“, wie es zunächst heißt (vgl. S. 7). Kurz darauf wird deutlich, dass es sich dabei um eine kleine Stadt namens Nukha handelt (vgl. ebd.). Diese gehörte um 1944 (Entstehungszeit des Stückes und Zeit d...