Fridolins Abenteuer
Geständnisse und Ausbruch
Nachdem die Eheleute gemeinsam einen Maskenball besucht haben, macht Albertine Fridolin ein Geständnis. Sie erzählt ihm, dass während des Sommerurlaubs ein junger Däne sie fast dazu veranlasst hätte, Fridolin und die gemeinsame Tochter zu verlassen (S.12). Fridolin ist schockiert: Zwar lässt er sich nichts anmerken, seine Stimme klingt jedoch „hart“ (S.15), „verschleiert“ und „feindselig“ (S.13).
Nun offenbart auch Fridolin Albertine seine bislang geheime Leidenschaft für ein junges Mädchen am dänischen Strand (S.13/14). Direkt danach wird er in seiner Funktion als Arzt zum Haus des Hofrats gerufen. Fridolin kann aber nur noch dessen Tod feststellen (S.18). Marianne, die Tochter des Hofrats, gesteht Fridolin ihre Liebe (S.22/23). Dieser kann die Liebe jedoch nicht erwidern und verlässt das Haus.
Aufgewühlt durch die vergangenen Ereignisse, kehrt Fridolin nicht zu Albertine zurück. Stattdessen streift er durch die nächtlichen Straßen Wiens und wird dabei von einem Studenten provoziert und mit dem Ellbogen angerempelt (S.26). Plötzlich erinnert er sich wieder an Albertines Geständnis: Während er darüber nachdenkt, ob er sich gegen den Studenten mit körperlicher Gewalt hätte wehren sollen, fällt ihm der Däne wieder ein (S.27). Fridolins nächtliche Abenteuer sind offensichtlich eine Reaktion auf Albertines Sehnsucht nach einem anderen Mann.
Wunsch nach Vergeltung
Wie stark Fridolin durch Albertines Geständnis verletzt wurde, wird dadurch deutlich, dass er ihre Gedanken als Realität interpretiert: „Nun – es war ja doch nicht anders, als wenn sie seine Geliebte gewesen wäre“ (S.27). Gleichzeitig keimen in ihm Rachegedanken auf: „Oh, eine wahre Wonne wäre es, dem (=Dänen) irgendwo in einer Waldlichtung gegenüberzustehen und auf die Stirn mit dem glattgestrichenen Blondhaar den Lauf einer Pistole zu richten“ (S.27).
Die folgenden Ereignisse verdeutlichen Fridolins Wunsch, sich an Albertine für ihre Sehnsucht nach einem anderen Mann zu rächen. Dies geschieht teilweise unbewusst. Als ihn die Prostituierte Mizzi anspricht, wundert er sich zunächst über sich selbst: „Geriet er plötzlich in seine Knabenjahre zurück, dass dieses Geschöpf ihn reizte?“ (S.28). Dennoch folgt er ihr. Schließlich gewinnt Fridolins Vernunft wieder die Oberhand und aus Angst vor einer ansteckenden Krankheit schläft er nicht mit ihr (S.29/30).
Auch nach dem Besuch bei Mizzi kann Fridolin sich nicht dazu entschließen, nach Hause zurückzukehren. Er fühlt sich „heimatlos“ und „hinausgestoßen (...) – seit dem Abendgespräch mit Albertine rückte er immer weiter fort aus dem gewohnten Bezirk seines Daseins in irgendeine andere, ferne, fremde Welt“ (S.31).
In einem Kaffeehaus trifft er seinen alten Studienfreund Nachtigall, der ihm von einer Geheimen Gesellschaft berichtet. Fridolin wird neugierig, als Nachtigall erzählt, es handele sich bei der Gesellschaft um einen Ball mit nackten Frauen. Dies erweckt in Fridolin erotische Gefühle und er fühlt sich „sonderbar erregt“ (S.38).
Fridolin scheint bereit, seine Ehefrau real zu betrügen. Die erotisch aufgeladene Atmosphäre auf dem Ball der Geheimgesellschaft sowie der Anblick der nackten Frauen erregen Fridolins sexuelle Lust: „Fridolins Augen irrten durstig von üppigen zu schlanken, von zarten zu prangend erblühten Gestalten“ (S.48). Die „Lust des Schauens“ erweckt in ihm eine „fast unerträgliche Qual des Verlangens“ (S.48). An dieser Stelle wird deutlich, welche Emotionen in Fridolin die Triebfeder für se...