Rezension

Leutnant Gustl ist die wohl bekannteste Novelle des österreichischen Schriftstellers Arthur Schnitzler. Obwohl Schnitzler den von ihm verfassten Werken immer äußerst selbstkritisch gegenüberstand, hat er schon sehr früh das große Potenzial dieses Textes erkannt, den er bereits kurz nach seiner Fertigstellung im Jahr 1900 selbst als sein „Meisterwerk“ bezeichnete. Der ungebrochene Erfolg seiner auch von Schriftstellerkollegen hochgelobten Novelle sollte ihm in dieser Einschätzung Recht geben.

Das innovative Potenzial und die literaturgeschichtliche Besonderheit der Novelle bestehen vor allem in ihrer neuartigen Erzähltechnik, insofern es sich hier um den ersten deutschsprachigen Erzähltext handelt, der nahezu ausschließlich als innerer Monolog verfasst ist. Demnach wird der Leser direkt und unmittelbar mit den Gedanken und Gefühlen des jungen Leutnants konfrontiert, der nach erlittenem Ehrverlust glaubt, seinem Leben ein Ende setzen zu müssen.

Mit großem psychologischen Gespür lässt Schnitzler den Leser an den Gedanken Gustls, seiner Verzweiflung und uneingestandenen Todesangst teilhaben. Dabei fordert er zugleich auch die Aktivität des Lesers heraus, indem er ihn vor die mitschöpferische Aufgabe stellt, die über den gesamten Text verstreuten Informationen in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen und die verbleibenden Leerstellen selbst zu füllen.

Auf diese Weise kommt eine Charakterstudie zustande, die sich nicht aus kommentierenden und wertenden Erzählerkommentaren speist, sondern es dem Leser anheimstellt,...

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