Rezeption und Adaptionen

Der selbstkritische Schnitzler ist schon bald nach der Fertigstellung von der literarischen Qualität der Novelle Leutnant Gustl überzeugt: Er notiert in seinem Tagebuch am 19. Juli 1900: „‚Ltn. Gustl‘ vollendet, in der Empfindung, dass es ein Meisterwerk“ ist. Trotz der positiven Einschätzung des Autors fällt die Reaktion des Publikums sehr ambivalent aus.

Zu der zwiespältigen Aufnahme trägt zum einen die Tatsache bei, dass die erstmals in der Zeitung „Neue Freie Presse“ abgedruckte Novelle aufgrund eines produktionstechnischen Fehlers ohne die letzten Seiten publiziert wird und so das Ende mit der entscheidenden Auflösung durch den Tod des Bäckermeisters fehlt.

Die ambivalente Reaktion der Leserschaft lässt sich dadurch erklären, dass Schnitzler in „Lieutenant Gustl“ eine bahnbrechende formale Neuerung einführt. Zum ersten Mal in der deutschen Literaturgeschichte wird in dieser Novelle der innere Monolog zum tragenden Strukturelement erhoben. Dieses für das zeitgenössische Publikum ungewohnte Verfahren ermöglicht es Schnitzler jedoch, in die Tiefen der menschlichen Psyche hinabzusteigen und die kleinsten Seelenregungen seiner Figur dem Leser unmittelbar zugänglich zu machen.

Mit dieser Technik gelingt es ihm, nicht nur das Individuum Gustl ohne Zuhilfenahme eines vermittel...

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