Sprache

Dialekt und Militärsprache

Die Autoren der „Wiener Moderne“ wenden sich den inneren Seelenzuständen des Menschen zu, die möglichst unvermittelt zur Darstellung gebracht werden sollen. Schnitzler gewährleistet dies durch das erzähltechnische Mittel des inneren Monologs.

Die gesamte Novelle wird aus der Sicht des Ich-Sprechers erzählt: Er schildert nicht nur Gustls Gedanken und Gefühle, sondern auch seine Wahrnehmung der Außenwelt. Die Erzählperspektive ist folglich ausschließlich personal, damit ist auch die Sprache, in welcher die Geschichte erzählt wird, weitgehend Gustls Sprache. Eine Untersuchung seines Sprachgebrauchs ermöglicht demnach auch Rückschlüsse auf seinen Charakter und seine gesellschaftliche Position.

Insofern der Text unmittelbar Gustls Gedanken wiedergibt, ist die Sprache von mundartlichen Elementen durchzogen. Entsprechend Gustls Herkunft dominiert hier die Wiener Stadtmundart. Besonders auffällig sind in diesem Zusammenhang die häufigen Auslassungen, die entweder im Anlaut (Aphärese) oder im Auslaut (Apokope) auftreten können: „In der Oper unterhaltʼ ich mich immer“ (S. 10), „Warten Sʼ nur, Herr Doctor, Ihnen wirdʼs vergehʼn“ (S.10), „daß ich mich langweilʼ und nicht hergʼhörʼ“ (S. 10).

Die auf diese Weise zusammengezogenen Wörter sind nicht nur ein typisches Anzeichen für eine dialektale Einfärbung. Sie beschleunigen auch den Satzfluss und verweisen überdies auf die verknappte Ausdrucksweise, wie sie im militärischen Umgangston vorherrscht: Gustl übernimmt die reduzierte und oft auch recht schroffe Sprache des Militärs, die sich von dem Sprachduktus der – von Gustl mit neidischer Herablassung bedachten – Akademikern deutlich abgrenzt.

Wie sehr das Militärische Gustl in Fleisch und Blut übergangen ist, zeigt sich in diesem Zusammenhang auch darin, dass er sich mit Vorliebe des gängigen Militärjargons bedient: „Exempel statuiren“ (S.13), „Herr Oberst, ich melde gehorsamst“ (S. 20), „quittieren mit Schimpf und Schandʼ“ (S. 20), „und wennʼs Granz gilt“ (S. 46).

Trotz der dialektalen Einfärbung und des damit einhergehe...

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