Analyse

Bei der Analyse von Arthur Schnitzlers Novelle Leutnant Gustl (1900) geht es schwerpunktmäßig um die Frage nach der formalen Gestaltung des Textes. In diesem Zusammenhang wird zunächst der Aufbau der Novelle untersucht, der mit seiner Fokussierung auf einen zentralen Konflikt sehr stark an die Struktur eines geschlossenen Dramas erinnert.

Zeit und Ort der Handlung werden eingehender untersucht. Neben der Rekonstruktion des exakten zeitlichen Ablaufs und der verschiedenen Stationen, die Gustl während seiner nächtlichen Wanderung zurücklegt, werden hierbei auch die symbolische Funktion der verschiedenen Orte und das zunehmende Auseinanderdriften zwischen der messbaren Zeit und Gustls innerem Zeiterleben genauer in den Blick genommen.

Im Anschluss daran widmet sich das Kapitel einer Analyse des Sprachstils, der die Novelle kennzeichnet. Auffallend ist hierbei die Hinwendung zu einem authentisch-realistischen Sprachgebrauch, der sich insbesondere in der dialektalen Färbung und den unzusammenhängenden, oftmals auch unvollständigen Sätzen zeigt. Darüber hinaus wird neben weiteren Stilmitteln, wie den Ellipsen, Aposiopesen oder Interjektionen, vor allem Gustls sentenzenhafte, von Floskeln und Sprichwörtern durchzogene Sprache näher in den Blick genommen, die Rückschlüsse auf seinen von seiner Ich-Schwäche und mangelnden Individualität geprägten Charakter ermöglicht.

Insofern Schnitzlers Novelle Leutnant Gustl den ersten deutschsprachigen Erzähltext darstellt, der fast vollständig als innerer Monolog verfasst ist, werden abschließend die entscheidenden Kriterien dieser Erzähltechnik und die genaue Umsetzung in der Novelle einer eingehenderen Analyse unterzogen.