Rezension

Die 1943 erschienene Geschichte "Der kleine Prinz" handelt von einem Piloten, der nach einer Flugzeugpanne in der afrikanischen Wüste landet. Zufällig macht er die Bekanntschaft eines Kindes, des kleinen Prinzen, der möchte, dass er ein Schaf zeichnet. Der Pilot erfährt, dass der kleine Prinz von einem anderen, sehr kleinen Planeten stammt, auf dem er drei Vulkane und eine Rose besitzt. Er ist aufgrund von Differenzen mit der Rose von seinem Planeten geflüchtet. Nach einer Reise über mehrere Planeten, auf denen er auf einsame und sonderbare verschiedene Erwachsene getroffen ist, ist er schließlich auf der Erde gelandet.

Der junge kleine Prinz ist auf der Suche nach einem Freund und erfährt auf seiner Reise durch den Kontakt mit Blumen, Menschen und Tieren, was Freundschaft und Liebe bedeuten. Die Begegnung mit einem Fuchs lehrt ihn, dass die Rose, die er auf seinem Planeten verlassen hat, für ihn etwas Einzigartiges ist, auch wenn sie anderen Rosen äußerlich gleicht.

Mit der Zeit versteht der kleine Prinz, was er früher nicht begreifen konnte, weil er zu jung war. Er gesteht sich seine Liebe zu der unverwechselbaren Rose ein und verspürt Sehnsucht nach ihr. Er fühlt sich zeitlebens für sie verantwortlich. Ein Jahr nach seiner Landung auf der Erde kehrt der kleine Prinz schließlich zu seinem Planeten zurück. Er muss dazu seinen neuen Freund, den Piloten, und auch seinen Körper verlassen, weil dieser zu schwer wäre, um ihn mitnehmen zu können.

Das Werk ist in einem einfachen und schlichten Schreibstil verfasst und scheint für Kinder geschrieben, die in dem Werk häufig direkt angesprochen werden. Die schönen Aquarelle des Autors beschreiben die Figuren schlicht und illustrieren die Geschichte einfach und poetisch. Das Besondere an dem Werk ist darin zu sehen, dass sich hinter seiner scheinbaren Einfachheit viel Tiefsinnigkeit versteckt, die Raum für vielfältige Interpretationen lässt.

Die Geschichte hat mehrere Ebenen und enthält versteckte Botschaften und Lehren für den kritischen Leser. In der Parabel, die manchmal einer Fabel oder einem Märchen ähnelt, kritisiert Saint-Exupéry mit karikierten Darstellungen der Planetenbewohner die Erwachsenen, die mit Zahlen und anderen wichtigen Aufgaben oder mit sich selbst zu sehr beschäftigt sind, um in dem kleinen Prinzen einen interessanten Gesprächspartner sehen zu können.

Die Geschichte des kleinen Prinzen ist damit sehr viel mehr als nur eine Geschichte für Kinder. Es handelt sich bei ihr um eine philosophische Erzählung, die wieder und wieder gelesen wird, weil sie so viel Poesie, Gefühle und geheime Botschaften enthält. Das Werk teilt seinen Lesern etwas Wichtiges über Freundschaft, Liebe, Sehnsucht, Lebenssinn und -werte mit und regt zum Nachdenken an. Mit dem weltberühmten Ausspruch des Fuchses: "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar" öffnet Antoine de Saint-Exupéry nicht nur dem kleinen Prinzen die Augen – beziehungsweise das Herz –  sondern sicherlich auch vielen Lesern.

"Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry hat 70 Jahre nach seinem Erscheinen nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Mit Übersetzungen in über 150 Sprachen gehört das Buch zu den meistverkauften Büchern der Welt und bildet einen festen Bestandteil des Kanons der Literatur.