Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Das Zeitalter der Restauration
Die Periode zwischen dem Wiener Kongress (1815) und dem Scheitern der Revolution von 1848/49 wird als „Restaurationszeit“ bezeichnet. Nach den Umbrüchen und den neuen politischen Ideen der demokratischen Republik, welche in der Zeit der Französischen Revolution (1789) entwickelt werden, versuchen die deutschen Fürsten nun, die alten Machtverhältnisse wiederherzustellen. Um die neuen, liberalistischen Einflüsse einzudämmen, werden alle Veröffentlichungen der Printmedien einer Zensur unterzogen, die Lehre an den Universitäten kontrolliert und Studentenverbindungen verboten. In dieser Zeit schreibt Annette von Droste-Hülshoff ihre Novelle „Die Judenbuche“(1842).
In Europa ist das 18. Jahrhundert zum Teil durch Wirtschaftswachstum, durch höhere Geburtenraten, geringere Kindersterblichkeit und bessere Versorgung gekennzeichnet. Doch von all diesen positiven Entwicklungen ist im isolierten Dorfe B., dem Schauplatz der „Judenbuche“, nicht viel zu merken (siehe Analyse: „Ort“).
Die geschlossene Landgesellschaft
Politisch und gesellschaftlich ist das Leben auf dem Lande im 18. Jahrhundert sehr konservativ und erstarrt. Der soziale Status der Menschen kann sich kaum verändern, am wenigsten möglich ist der gesellschaftliche Aufstieg. Die Machtstrukturen sind sehr festgefahren: Die Gutsherren besitzen das Land, welches die Bauern pachten. Die Gutsherren können nach eigenem Gutdünken Urteile über ihre Pächter fällen, denn sie haben diese juristische Funktion inne. Die Bauern sind also auf mehreren Ebenen vom Gutsherrn sehr abhängig.
Im Gegensatz zum Stadtleben verändert sich über Jahrzehnte kaum etwas am Landleben. Neue Ideen, Aufklärungsgedanken und revolutionäre Energien haben es schwer, bis in die Dorfgesellschaften vorzudringen. Man erkennt in der Novelle sehr gut, wie praktisch nichts aus der Außenwelt die Landgesellschaften erreicht. Das liegt mitunter sicherlich in der Abgeschiedenheit begründet, doch es ist auch von Vorteil für den Adel. Die meisten Bauern sehen in ihrem Leben niemals etwas anderes als ihr eigenes Dorf. Die Abschirmung und Vereinsamung schaffen mehr politische Stabilität.
Armut
Die Geschichte des vermeintlichen Judenmörders Friedrich spielt sich im heutigen Nordrhein-Westfalen in der Nähe von Höxter ab. In den Dörfern um das Brederholz sind d...