Motive

Das Elternhaus

In der geschlossenen ländlichen Gesellschaft Westfalens im 18. Jahrhundert spielt die Familie eine sehr bedeutende Rolle. Die Eltern prägen das Leben der Kinder ganz ohne Kontrolle von außen. Es gibt keine Schulpflicht und Gewalt gegen die Kinder ist zu dieser Zeit üblich. Für junge Frauen ist das Elternhaus die einzige Möglichkeit der Unterbringung, solange sie noch nicht verheiratet sind. Als Hermann Mergels erste Frau kurz nach der Hochzeit von ihm brutal misshandelt wird, flieht sie zum Beispiel zurück zu ihren Eltern (S. 6).

Das Haus, in dem Friedrich in seinen ersten zwölf Jahren aufwächst, bezeugt „durch seine gegenwärtige Verkommenheit die kümmerlichen Umstände des jetzigen Besitzers“ (S. 5), es passt also mit seinem verfallenen Aussehen zu den Menschen, die in ihm leben.

Friedrichs Vater Hermann Mergel ist ein verwahrloster und aggressiver Alkoholiker (S. 6). Seine Mutter ist eine tiefreligiöse, antisemitische (S. 10) und verbitterte Frau, welche versucht, die Misshandlungen ihres Mannes nach außen hin zu verbergen (S. 7). Sie ist als Witwe verarmt. Sie verhindert, dass ihr Sohn zur Schule gehen kann und setzt ihn als Kuhhirten ein (S. 13). Obwohl Friedrich mit 12 Jahren von seinem Ohm adoptiert wird, kehrt er immer wieder zu seiner Mutter zurück, um sie zu besuchen, und das auch noch, als er bereits achtzehn Jahre alt ist.

Friedrich kommt auch ins Haus seiner Mutter und legt sich in die Kammer, um dort zu schlafen (S. 27), nachdem er von der Begegnung mit Brandis zurückkehrt, bei der er Beihilfe zum Mord an dem Förster geleistet hat. In Zeiten starker psychischer Belastung zieht es Friedrich ins Elternhaus zurück, er hängt daran. 1788 ist es für den fünfzigjährigen, aus der Sklaverei zurückgekehrten Friedrich sehr schlimm, zu erfahren, dass in seinem alten Elternhaus nun der Sohn des Schweinehirten wohnt (S. 50).

Die Natur

Rahmen des Lebens

Neben dem familiären Hintergrund und den sozialen Faktoren ist es die Lage des Wohnortes, die das Leben der Menschen stark beeinflusst. Natur und Mensch sind in der Novelle Die Judenbuche stark miteinander verknüpft. Gleich zu Beginn wird die „malerische Schönheit“ der Lage des Dorfes B. beschrieben, in einer „grünen Waldschlucht eines bedeutenden und geschichtlich merkwürdigen Gebirges“ (S. 3). Das Dorf B. liegt isoliert umgeben von Wald und Gebirge. Seine Einwohner bekommen hier kaum etwas von der Außenwelt mit: Die stolze „Waldeinsamkeit mochte schon früh den angeborenen Starrsinn der Gemüter nähren“ (S. 4), sie sind dementsprechend eigen und beschränkt (S. 3).

Die Armut ist groß, weil die Umgebung außer Holz nicht viele Rohstoffe hergibt. Daher ist das illegale Beschaffen von Holz verbreitet und anerkannt. Dass sich diese Tätigkeit lohnt, wird wiederum durch den naheliegenden Fluss begünstigt, der in der See mündet, und auf dem sich gestohlenes Holz einfach und unkompliziert wegschaffen lässt (S. 5).

Spiegel der Seele

Die Natur spiegelt auch in der Novelle den seelischen Zustand der Figuren wider. Es fällt auf, wie die Natur an einigen Stellen in die Handlung mit einbezogen wird. Zum Beispiel scheint Friedrich eins mit seiner Umgebung zu sein: „Friedrich schwankend wie im Traum. Es kam ihm vor, als ob alles sich bewegte und die Bäume in den einzelnen Mondstrahlen bald zusammen, bald voneinander (sic) schwankten. Baumwurzeln und schlüpfrige Stellen, wo sich das Wegwasser gesammelt, machten seinen Schritt unsicher“ (S. 15). Hier wird die Friedrichs Unsicherheit im Zusammenspiel mit der Natur verdeutlicht.

Ein anderes Mal, als Friedrich fünfzig Jahre alt...

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