Literarischer Hintergrund
Modernität und Utopie
Der Alltag, den Aldous Huxley zwischen den beiden Weltkriegen in Europa erlebt, ist von Unruhen, dem Wechsel der politischen Systeme und den sozialen sowie wirtschaftlichen Folgen der Weltkriege geprägt. Das traditionelle Weltbild ist durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse und den Krieg erschüttert worden. Diese Ereignisse führen zu Umbrüchen in der Literatur. Vor allem in England protestieren die Schriftsteller gegen die bestehenden Systeme und zweifeln an dem Fortschrittsglauben des 19.Jahrhunderts.
Die Motive in den Veröffentlichungen dieser Zeit sind das Experimentieren mit neuen literarischen Techniken und die Auseinandersetzung mit neuartigen Ideen in Bezug auf die Gesellschaften und die eigene Individualität. Genau diese Themen lassen sich auch in „Schöne neue Welt“ wiederfinden. Huxley beschreibt eine andersartige Gesellschaftsstruktur, welche auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert. In dieser Welt können die Bürger den Luxus des Fortschritts in Form einer hoch entwickelten Konsumgesellschaft genießen. Die Menschen müssen dafür die ständigen Kontrollen des Staats in Kauf nehmen und schließlich ihre eigene Freiheit opfern.
Zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg ist ein Kulturpessimismus unter den Autoren zu spüren. In Huxleys Schöne neue Welt wird die Kunst abgeschafft, um die Stabilität des Staats zu sichern und die Kreativität des Einzelnen zu unterbinden. Die Menschen werden beispielsweise darauf konditioniert, Bücher zu hassen und deren Lesen als Zeitverschwendung einzustufen.
Huxley erweist sich schon als ein Prophet, als er seinen Roman 1931 schreibt und somit nicht durch Hitlers Machtergreifung (1933) beeinflusst sein kann: Ab Mai 1933 organisieren Nazi-Studenten Buchverbrennungen in mehreren Großstädten des Reiches. Die Werke fast aller bedeutenden Dichter und Denker werden ein Opfer der Flammen.
Huxleys „Schöne neue Welt“ reiht sich in die literarische Tradition der Utopie ein, die bis zu Platons "Politeia" und Thomas Mores "Utopia" zurückreicht. Utopische Literatur ist die Bezeichnung für eine Gattung von literarischen Werken, die sich mit einer idealen Gesellschaft befasst, deren Realisierung für die Zukunft denkbar ist.
Der Roman steht im Widerspruch zu den zeitgenössischen gesellschaftlichen Verhältnissen und bringt auf diese Weise eine Gesellschaftskritik zum Ausdruck. Huxley warnt am Beispiel eines idyllischen, aber totalitären Weltstaats vor den möglichen Gefahren einer modernen hochtechnologischen Gesellschaft und vor naivem Fortschrittsglauben. Diese Welt bildet den Gegenpol zu positiven Entwürfe...