Nebenfiguren

Erzkollektivsänger von Canterbury

Da im Staat alle Religionen verboten sind, bildet der Erzkollektivsänger von Canterbury ein weltliches Gegenstück zu den Erzbischöfen des Christentums. Im Weltstaat verkörpert er daher eine angesehene Persönlichkeit. Der Erzkollektivsänger ist Besucher auf einer der Partys, die Bernard Marx gibt, um den „Wilden“ der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Doch als John nicht erscheint, wird der Erzkollektivsänger wütend. Er bereut es, zu dieser Veranstaltung gegangen zu sein, und fühlt sich von Bernard an der Nase herumgeführt. Der Erzkollektivsänger hält viel von sich und ist deshalb besonders entrüstet, auf einen verkrüppelten Alpha, wie Bernard, hereingefallen zu sein. Er ärgert sich darüber, dass Bernard mit der Anwesenheit des Erzkollektivsängers auf seinen Einladungskarten geprahlt hat. Bevor er Bernards Party verlässt, gibt er diesem daher noch einen gutgemeinten Rat: „Besinnen Sie sich eines Besseren, junger Freund, bessern Sie sich!“ (S. 201).

Zusammen mit Lenina fliegt er von der Party nach Hause. Der Erzkollektivsänger ist einer ihrer Liebhaber. Früher haben sie sogar gemeinsam ein Wochenende in seiner Diözesesängerei verbracht. Dort schenkte er ihr einen „kleinen Zippverschluß in Form eines goldenen T“, den Lenina auf ihrer Brust trägt. Ihm scheint deshalb viel an Lenina zu liegen, da er den Kosenamen „meine Liebe“ (S. 200) für sie verwendet. Doch sie fühlt sich zu diesem Zeitpunkt schon zu John hingezogen und hat die Party nur „ohne jeden freudigen Überschwang“ (S. 201) verlassen. Sie vergisst völlig, welche „Ehre“ (S. 200) es ist, sich in der Gesellschaft des Erzkollektivsängers aufzuhalten. Doch dieser scheint das nicht zu bemerken.

Der Erzkollektivsänger ist kalt, egoistisch und zynisch. Er weiß, wie er seine Position daz...