Rezension

Aldous Huxley präsentiert dem Leser mit seinem 1932 erschienenen Roman „Schöne neue Welt“ eine neue utopische Staatsform. Die Menschen leben in einer Spaßgesellschaft, in der jederzeit Luxusgüter sowie Drogen zur Verfügung stehen. Alle Menschen sollen glücklich sein und ohne Leiden leben. Huxleys Welt könnte zwar als ideal erscheinen, da die Menschen aber geknechtet werden, ist sie es nicht.

Was zunächst toll klingt, entpuppt sich als oberflächliche Gesellschaftsform. Eine kleine elitäre Gruppe von Weltaufsichtsräten regiert den Staat und kontrolliert die Bürger. Schnell wird klar, dass die Menschen für die vielfältigen Vorteile der modernen Gesellschaft ihre persönliche Freiheit und das Recht auf freie Entscheidung eingebüßt haben. Ein Leben nach ihrem eigenen Willen und ihrer Vorstellung ist nicht möglich. Der Staat zeichnet sich durch einen totalitären und diktatorischen Charakter aus. Nur einige Bürger aus den hohen Kasten des Weltstaates rebellieren. Die Aufmüpfigen werden auf Inseln verbannt und müssen dort, vom Rest der Gesellschaft isoliert, leben.

Interessant ist die Gegenüberstellung dreier Weltmodelle in „Schöne neue Welt“. Da sind das unbeschwerte und luxuriöse Leben im Weltstaat, dann das entbehrungsvolle und naturverbundene Dasein in der Wildenreservation sowie die Lebensweise in der traditionellen Welt, die vernichtet wurde. Alle Welten haben ihre eigenen Vor- und Nachteile.

Huxley konstruiert seine Figuren dementsprechend auch sehr unterschiedlich. Der Leser wird auf Charaktere treffen, die mit dem Leben im Weltstaat zufrieden sind und nichts hinterfragen, und auf solche, die nach Veränderung und Freiheit streben. Daraus entwickeln sich Konflikte, die sich um Liebe, Neid und die Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben drehen.

Mit seiner Mischung aus wissenschaftlichem Vokabular und Auszügen aus einigen Werken Shakespeares formuliert Huxley einen sehr abwechslungsreichen Text. Gelegentlich stört die Vielzahl dieser wissenschaftlichen Begrifflichkeiten jedoch den Lesefluss. Mit einer sehr ironischen Haltung beschreibt Huxley den Einfluss der Wissenschaft auf die Gesellschaft. Dabei parodiert er auch den Stellenwert von Kirche und Religion im Weltstaat, die es so eigentlich nicht gibt.

Als der Roman 1932, ein Jahr vor Hitlers Machtergreifung, veröffentlicht wurde, waren die im Roman verwendeten Themen hochaktuell, und sie sind es bis heute geblieben. Die schnell voranschreitende und immer wichtiger werdende technische Entwicklung sowie die Angst vor einem diktatorischen Staat, der alles kontrolliert, bewegen die Menschen noch immer. Huxley kann durchaus als Visionär bezeichnet werden. „Schöne neue Welt“ ist sein Appell an die Menschen. Sie sollen aufmerksam sein, hinterfragen und trotz der Verlockungen der modernen Gesellschaft ständig kritisch bleiben, um ihre Freiheit zu bewahren.