Konditionierung
Nach der „Entkorkung“ setzt sich der Prozess der Normung der Menschen weiter fort. Der Direktor zeigt den Studenten die Kinderbewahranstalten und die Neo-Pawlowschen Normungssäle. Durch zwei weitere Prozesse werden die Kinder im Sinne des Systems konditioniert: Die Neopawlowsche Behandlung und die Hypnopädie.
Pawlow und Behaviorismus
Die Neopawlowsche[1] Behandlung besteht darin, den Individuen mit bestimmten Reflexen und Verhaltensmustern auszurüsten, die der Weltstaat wünscht. Die Menschen sollen nützlich sein. Sie werden konditioniert, bestimmte Aktivitäten und Güter zu lieben und andere zu verachten. In dem Roman wird beispielsweise den Deltas aus wirtschaftlichen Gründen der Hass auf Blumen und Bücher anerzogen. Die Liebe zur Natur halte keine Fabrik in Gang: „Wir normen den Massen den Haß gegen landschaftliche Schönheiten an“, schloß der Direktor, „doch zugleich auch die Liebe zum Freiluftsport“ (S.38).
Im Normierungssaal werden acht Monate alte Kinder mit bunten Kinderbüchern und duftenden Rosen in Berührung gebracht. Die Kinder erfreuen sich daran. Aber dann ertönen Sirenen und Alarmglocken. Die lauten Geräusche erschrecken die Kinder und bringen sie zum Weinen. Das Verfahren wird mehrmals wiederholt, und dann bekommen die Kinder elektrische Schläge verabreicht. Nach Abschluss der Behandlung schreien die Kinder beim bloßen Anblick von Büchern und Blumen.
Huxley kritisiert damit indirekt die Theorie des Behaviorismus, die in den USA in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Erfolge feierte. Der Behaviorismus bezeichnet die objektiv messbare Erfassung des Verhaltens ohne Rücksichtnahme auf seelische Vorgänge. Der Psychologe John B. Watson, der als Begründer des Behaviorismus gilt, schreibt in seinem Buch „In Behaviorism“ (1930): „Geben Sie mir ein Dutzend gesunder Babys, wohlgebildet, und meine eigene Welt, um sie aufzuziehen, und ich kann garantieren, dass ich jeden von ihnen zufällig auswählen und zu der Art von S...