Sigmund Marx
Ausgestoßen, ausgelacht und allein
Sigmund Marx ist ein hochintelligenter Alpha-Plus. Er arbeitet als Psychologe in der Brut- und Normzentrale. Sein Körperbau und sein Aussehen entsprechen nicht dem eines Alphas, sondern eher dem eines Gammas, da angeblich während des Embryonenreifeprozesses versehentlich Alkohol in sein Blutsurrogat geschüttet worden ist: „Acht Zentimeter fehlten ihm zur durchschnittlichen Alphagröße, und seine Statur war dementsprechend schmächtig“ (S. 76).
Durch seine körperliche Unterentwicklung ist er sehr gehemmt, und er beneidet die normalen frohen und angepassten Männer mit Bitterkeit: „Männer, die ihre Stellung im Leben für selbstverständlich hielten und sich im Kastensystem bewegten wie der Fisch im Wasser“ (S. 77). Er meidet den Umgang mit Menschen: „Aus chronischer Angst, unterschätzt zu werden, mied er seinesgleichen; vor Untergebenen jedoch betonte er seine Würde“ (S. 77). Unter seinen Kollegen hat er einen schlechten Ruf: „Ihr Spott machte ihn zum Außenseiter“ (S. 77). Sein Kollege Henry Päppler macht sich über ihn lustig. Er sei wie ein Rhinozeros, ein armer Teufel, aber tüchtig, ansonsten wäre er gefeuert worden (S. 97).
Sigmund ist ein Einzelgänger. Als Sigmund an einer Eintrachtsandacht teilnimmt, sind die Beteiligten vom Soma und der Musik berauscht: Sie beten ekstatisch und nehmen an einer Sexorgie teil. Statt Frieden und Lebensenergien zu finden, fühlt Sigmund sich: „... unerträglich einsam wie vor der Eintrachtsandacht – sogar noch mehr, wegen der unaufgefüllten Leere in ihm, der schalen Sättigung. Abgesondert und unentsühnt, während die anderen zum Größeren Sein verschmolzen waren“ (S. 93).
Sigmund lehnt den Genuss von Soma, Sport und Sex als Freizeitaktivitäten ab. Die Verhältnisse zwischen den einzelnen Menschen im Weltstaat findet er instrumentalisiert und flüchtig. Er ist nachdenklich und wünscht sich tiefere Relationen, wie zum Beispiel seine Freundschaftsbeziehung zu seinem einzigen Freund Helmholtz. Sein Vorgesetzter wirft ihm seine ketzerischen Ansichten über Sport und Soma und sein unorthodoxes Geschlechtsleben vor (S. 154). Aufgrund seines Andersseins wollen Frauen nicht gern mit ihm ausgehen. Sigmund benimmt sich nicht wie die anderen und isoliert sich lieber.
Die Reise nach Neumexiko
Sigmund Marx schwärmt für Lenina Braun. Er lädt sie dazu ein, mit ihm in die Wildenreservation nach Neumexiko zu fliegen. Vor der Abfahrt haben die beiden noch eini...